Vielleicht würde es zu ihren Lebzeiten nie ein Ende dieser schizophrenen Welten geben.
Fakt war, dass sich von der Gesellschaft her so schnell nichtsändern würde. Aber dies dachte sie doch bereits schon seit 26Jahren...!
Es musste sich also in ihrer Einstellung zu dem Ganzen etwasändern. Bisher dachte sie immer, dass sie anders sein und bleiben würdeob dessen.
Jedenfalls einen Abschied von ihrer Heimatstadt schien es doch nie so richtig gegeben zu haben....
Sie hatten zu viert ihre Wohnung gestrichen und gereinigt.
Das war nun der endgültige Abschied von Köln. Sie wusste nicht, ob sie diese Stadt jemals wieder beehren würde, aber eins war klar: 26 Jahre war eine ganze Epoche in ihrem Leben gewesen und es hatte mehrere Anlässe gegeben, diese Stadt ebenso zu hassen, wie zu lieben.
Es war der richtige Zeitpunkt gewesen, den Absprung zu machen, sie wurde sich dessen immer sicherer.
Sie gab ihrer besten Freundin dort die Schlüssel zur Wohnungsübergabe und blickte nicht mehr zurück, liess alles hinter sich.
Die allzu vertraute Rückfahrt über die allzu vertraute Strecke wurde nun eine Reise, bei der sie ankam.
Ankam? - War sie nicht schon längst da?
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So. Jetzt geh ich endgültig in die Falle zu meinem Schatz. Es wird hell...
"Spätestens auf Deinem Geburtstag sehen wir uns" - Ihr langjährige Freundin in Köln hatte den Hörer eingelegt, würde jetzt wahrscheinlich noch eine Runde in dem Park im Kölner Südwesten drehen, den sie nur allzu gut kannte, um dann nach ihren Abendritualen die Welt in einem schlummernden Erholungsschlaf am nächsten Morgen wieder zu begrüssen.
Was hätte aus ihnen beiden damals alles werden können? Was sie alles für Träume gehabt hatten, als sie sich bei der Jobvermittlung des Astas der Uni vor 26 Jahren zufälligerweise kennenlernten, da sie beide auf einen Job für die Semesterferien gewartet hatten. Genauso vor sich hinträumend hatte Margit sie dann in ihrem roten VW-Käfer mit Schiebedach zu sich in die Wohnung auf einen Kaffee eingeladen, nachdem die Jobs vergeben waren. Normalerweise hatte sie auch dort schon immer pünktlich um 8 auf der Matte gestanden, nur an diesem Tag wars was später geworden: Sie hatte ihr Fahrrad am Vorabend in der Stadt stehen lassen und es war ihr geklaut worden. Sie hatte also mit der Bahn fahren müssen. Aber dass die solange brauchte, war ihr nicht bewusst gewesen.
Sie ging in die Küche und schlürfte ihren Nachtcafe.
Den Rest des Jahres würde sie häuslich in ihrer Wohnung mit ihrer Süssen verbringen. Umräumen, einrichten, dekorieren, neue Leute kennenlernen, vielleicht einen Gelegenheitsjob annehmen, jetzt, da sie wusste, dass sie erst mal in ihrer Heimatstadt bleiben würden.
Die Stille der Nacht war vorbei und die fahrenden Autos erinnerten sie daran, dass es bald hell werden würde.
Sie dachte an Blau. Königsblau.
Mir wird übel bei der Vorstellung, dass ich das Ganze hier überarbeiten müsste...
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Ich werde es nicht tun und weiterschreiben.
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Den ganzen Kram doch noch mal beruflich ankurbeln?
Sie fing da an, wo sie in Köln aufgehört hatte. Allerdings war ihr auch klar, dass sie nun in ihrer Heimatstadt mit all ihren Vorbildungen und Kenntnissen eine Exotin sein würde.
Würde sie beim Abklopfen ihrer Daten Kabarett spielen oder würde sie all dies mit einer gewissen spielerischen Ernsthaftigkeit einer Zeichnerin unterstreichen?
Dies würde sich am nächsten Tag ergeben und nicht unmassgeblich auf die ernstzunehmende Rolle ihres Gegenübers ankommen.
Nacht allerseits.
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So landete sie in ihrer ewigen und naiven Berufsfindungsweise tatsächlich bei der ARGE.
Sie hatte tatsächlich sich von der Telefonzentrale dort überreden lassen, vorbeizuschneien, obwohl ihr bewusst war, dass diese sie irgendwann an die Rentenstelle verweisen würde, wenn gar nichts mehr ging und sie letztendlich wieder bei irgendeinem Sachbearbeiter der Kölner BFA "Hollmann, Guten Tag" durch die Hörmuschel vernehmen lassen musste.
Aber sie wollte sich diesen Burschen mal ansehen, der meinte, er sei für alles zuständig und sah das Ganze mehr spielerisch. Das Ergebnis war, dass sie ihn ob seines Einzelgänger-Jobs bedauerte und ihm eine Schokoprinte (wegen Karneval, dens anscheinend nirgendwo in ihrer Heimatstadt mehr gab) überreichte. Da plötzlich wurden seine Augen grösser und er schlug ihr noch guter Dinge schmatzend die Rentenstelle gleich nebenan vor. Das war doch perfekt! Nun konnte nichts mehr passieren und sie könnte endlich sich selbst bei dem nächsten Sachbarbeiter bedauern für ihre endlosrennereikarriere. Weit gefehlt: Es handelte sich bei diesem Gebäude nebenan nämlich nicht um die BFA, sondern die LVA. Darüber schniefte sie schon ein wenig, denn nun hiess es, sich abermals mit der Kölner Klüngelbürokratie zu befassen. Derweil hatte sie sich in einem Leseprospekt der Warthalle schlau gemacht geschichtlich und wusste nun, dass 974 Mönchengladbach gegründet wurde vom Erzbistum Kölle und einem Lehensherren. Jans dolle Nummer! Wie kam sie denn um Himmels Willen mal woanders hin???
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Nachdem sie dann abermals das falsche Gebäude mit dem falschen Sachbearbeiter dort verlassen hatte, liess sie ihre Antriebskraft ein Weilchen ausruhen.
Um nicht zu sagen: 1 Woche.
Sie würde also am nächsten Tag eine kurzen Anruf tätigen mit der Vorwahl 0221.
In Köln war die BFA Berlin zuständig gewesen, mit denen konnte sie besser, 030 als Zahl allein gefiel ihr schon besser.
Ausserdem war da noch die Zahnbehandlung, die sie an sämtliche Brutalitäten der männlichen Bevölkerung zurückerinnern lassen würde, da sie nun nicht mehr ihre langjährig vertraute Zahnärztin hatte, sondern einen Zahnarzt, der bei dem letzten Termin recht unangenehm eine Spritze in den Gaumen verpasst hatte.
Ok, auch das würde nicht das Problem sein an diesem nächsten Tag. Gut, dass es noch viele andere auf diesem Affenplaneten gab...
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(2009-2011) CO Jeannette Hollmann, Die Literatin der Moderne, Teil 2 (immer noch)
Gerade hatte sie das lange Telefonat mit ihrer Magdeburger Ex-Freundin beendet, als sie wieder in der Jetzt-Zeit landete und auf die glorreiche Idee gekommen war, wie sie ihren Schatz mit ihrem Vater noch in diesem Leben bekannt machen könnte:
Sie gingen zum Adventssingen. Nach dem Chorkonzert, wo ihr Vater persönlich mitgesungen hatte als Tenor, wurden sie freundlich mit Kakao bedient. Ihre Mutter war auch dort und ihre jüngere Schwester, sowie einige Mütter ihrer Schulfreundinen aus früheren Zeiten, als sie in ihrer Heimatstadt aufgewachsen war. Gleich erkannten sich alle wieder und ihr Schatz wurde auch freundlich begrüsst; selbst der Pfarrer liess es sich nicht nehmen, ihnen die Hände zu schütteln.
Da sass sie nun auf ihrem Leder-Sofa und dachte an den gestrigen Tag der Begegnungen zurück und war selbst überrascht, wie schnell dann nun doch alles vonstatten gegangen war. Ihre Eltern hatten sie noch nach Hause gefahren und wollten dann mal diese Woche auf einen Kaffee vorbeikommen. Nun hatte also ihr Vater doch noch ihren Schatz begrüsst. Manchmal war doch alles so einfach, sie musste eben nur handeln und in die Welt ihres Vaters eintauchen, genau, wie sie es von ihm gefordert hatte. :naschen: :herz:
Ihr Vater war mächtig stolz und sie überglücklich gewesen.
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Nun stand also Weihnachten vor der Tür und sie würde das erste Mal nach 26 Jahren nicht in Köln feiern.
Komisch war das schon alles, wie schnell dieser Quantensprung vonstatten gegangen war.
In die Kirche eintreten würde sie jedenfalls nicht deswegen, Fakt war, dass sie dort immer noch gegen Homosexualität und für Paragraph 218 waren.
Sie würde also weiterhin konfessionslos bleiben.
Weihnachten vor der Tür und pünktlich dazu Bilder im Kopf von Szenen mit ihren Exen. Vielleicht sollte sie doch eine Traumatherapie machen.
Sie würde eigentlich gar nicht dazu kommen, wenn sie es sich genauer bedachte.
Also machte sie Traumtherapie in Eigenregie.
Bald schon würde alles begraben sein aus ihrer Vergangenheit. Immer häufiger sah sie nämlich eine Zukunft und die Gegenwart. Damit liess sich arbeiten. :blumen:
Und es wurde Tag und Nacht und Nacht und Tag...
Alexandra hatte derzeit Schwierigkeiten in Indien und hatte sie um Hilfe gebeten. Möglicherwiese kam sie früher als geplant nach Deutschland zurück. Sie war gespannt.
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Feststand jedenfalls nun, dass sie ihre geliebte Freundin Nadja am 30.12.08 persönlich da abholen würde, wo sie gar nicht hingehörte. Sie hatte bereits einen Opel Saphira gemietet für den Tag. Ihr Schatz würde sie 150km südlich nach Waldbröl begleiten.
Davor musste Nadja noch zur Beerdigung ihres Vaters. Sie würde von ihrer Schwester abgeholt werden.
Sie würde ers mal zu ihnen kommen. Dann würden sie weitersehen. Wahrscheinlich würden sie sich gegen Jahresmitte eine grössere Wohnung am Schmölderpark, Volksgarten oder noch mehr ausserhalb suchen. :naschen:
Es würde ein grosses Fest des Wiedersehens werden, worauf sie sich alle drei sehr freuten und Silvester würde ein ganz besonderes Fest in diesem Jahr sein.
Notice for me:
http://maps.google.de/maps?f=d&utm_camp ... &utm_term={routenplaner}
Route nach/zu Waldbröl
138 km – ca. 1 Stunde, 26 Minuten
Rheydt
Mönchengladbach
1. West auf L370/Stresemannstraße Richtung Harmoniestraße
67 m
2. Bei Harmoniestraße rechts abbiegen
0,1 km
3. Bei Marktstraße links abbiegen
0,2 km
4. Weiter auf Bachstraße
1,0 km
5. Links halten bei Bachstraße/L370
Weiter auf L370
2,2 km
6. Auf A61 über die Auffahrt Koblenz
38,2 km
7. Bei Ausfahrt 20-Kreuz Kerpen in A4 Richtung Köln einfädeln
30,4 km
8. Bei Ausfahrt 15-Dreieck Heumar in A3/A4 Richtung Olpe/Oberhausen/Düsseldorf einfädeln
4,0 km
9. Bei Ausfahrt 27-Kreuz Köln-Ost in A4 Richtung Olpe/Gummersbach einfädeln
46,1 km
10. Bei Ausfahrt 26-Reichshof/Bergneustadt in B256 Richtung R.-Denklingen/Waldbröl/Morsbach einfädeln
6,2 km
11. Im Kreisverkehr zweite Ausfahrt nehmen, um auf B256 zu bleiben
2,5 km
12. Nach rechts abbiegen, um auf B256 zu bleiben
0,5 km
13. Nach links abbiegen, um auf B256 zu bleiben
2 Kreisverkehre passieren
6,8 km
Waldbröl
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Ok, das zum Routenplaner Google-Map.
Sie würde kürzer fahren:
Über Korschenbroich auf die 46, dann auf die 57, dann die 1, dann die 4, Rest nach Plan. Oder auch nicht, sie war nicht schlüssig, hatte aber noch Zeit genug.
Auf jeden Fall würde sie kein Navi-Gerät benutzen, sondern lieber ihre Karte(n) mitnehmen.
Son Quark!
Natürlich würde sie sich die Zoobrücke in Köln nicht entgehen lassen.
Also, ganz einfach:
57, 4.
Ok.
61 und 4.
Aber Rückweg 4 und 57.
:schaukel:
Gute Nacht. :guckguck:
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Das war schon mal geklärt. Das mit der Routenplanerei...
Wie würde es sich darüberhinaus jedoch anfühlen, würde sie dann Nadja wiedersehen?
Ok, ers ma hätten sie sich vielmehr als am Telefon des Vorabends zu erzählen.
Dann würde Vieles bis dahin organisiert werden müssen. Beispielsweise müsste sie ihr Zimmer frei räumen, die Bettcouch müsste dorthin, ihre Couch ins Wohnzimmer samt Sessel, das hatten sie ja nun schon länger nicht mehr gemacht... :bodenlach:
Vielleicht jedoch würde sich dann alles sehr schnell erübrigen, wenn sie eine entsprechend grössere Wohnung für sich drei gefunden hätten... Sie waren ja auch schon sooo lange nicht mehr umgezogen! :bodenlach:
Vielleicht aber auch sollten sie damit warten, bis Alexandra aus Indien zurückkommen würde, die dann bestimmt auch eine Bleibe bräuchte. Und Margit hatte ja eh schon lange die Nase voll von Kölle und wollte seit ca. 18 Jahren umziehen... :bodenlach:
Vielleicht sollte sie selbst dann auch noch ihr Erbe abwarten und sie würden alle zusammen schmeissen und sich ein Haus auf dem Lande kaufen.
Auf welchem Lande denn nun bloss???
Ihr würde ja nach wie vor Strassbourg gefallen...
Sie sinnierte noch ein Weilchen über Nietzsches Spruch: Alles wiederholt sich, nichts kehrt zu seinem Ursprung zurück und wollte einfach nicht müde werden.
Mit ca. 60 Jahren würde sie dann eine Exen-Partie geben und mit ihrer Abwesenheit strahlen...
Man würde sie irgendwo auf einem Leuchtturm finden mit dieser komischen Mayonaise-Kette überm Hirn.
===
Spass beiseite:
Es ging auf die letzten Tage diesen Jahres zu.
Sie würde also nochmals über Köln fahren. Köln, mit all den Exen, die sie nun hinter sich gelassen hatte.
Über die Zoobrücke auf dem Rückweg würde sie nochmals gedankenverloren auf die zwei Domspitzen zwischendurch blintzeln, wenn es das Wetter und der Verkehr zuliessen und würde es wieder hinter sich lassen.
Die Kinder wären irgendwann bei ihnen, Nadja wäre bei ihnen, ihre Schwester ganz in der Nähe, ihre Eltern... Würde sie soviel Nähe und Entfernung gleichzeitig ertragen können? Ihre Sehnsucht nach einer geklärten Situation machten ihr zu schaffen: Sie würden umziehen, um zu dritt zu wohnen, dann würden sie umziehen, um zu sechst (mit den Kindern) zu wohnen. Gäbe es da genügend Rückzugsmöglichkeit für sie oder würde sie sich irgendwann zurückziehen müssen?
Was war stehengeblieben in ihrem Leben, was wollte sie aus dem alten Jahr ins Neue mitnehmen, was würde sie einfach liegenlassen?
Nach und nach würde sie alles mitnehmen, denn ihr Herz glich der Sammlerinnenleidenschaft einer Archäologin ihrer eigenen Vergangenheit. Anders konnte es schon gar nicht mehr sein.
Zunächst stand heute die Reise bevor von 280km insgesamt.
Die Strecke nach Kölle kannte sie in und auswendig, sie brauchte sich nur A4 und B256 merken. Dann zunächst mal würde sie ihre gliebte Freundin retten mit ihrer Süssen zusammen. :herz:
Zwischendurch mussten sie noch in Windeck einen Schrank abbauen und mitnehmen.
Sie hatte sich vergewissert, dass dieser in den Opel Saphira passen würde und sie dennoch alle drei genug Platz haben würden. Man konnte schliesslich 2-4 Sitze von den 7 versenken.
Der Autoverleih war gleich in ihrer Nähe und der Papierkram würde ein Klacks sein, in dem sie nun schon geübt war.
Nach dem Berufsverkehr und dem Frost der Nacht würden sie gemütlich losfahren.
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Nadja hatte viel hinter sich und war vom Hospiz in Köln im Hospiz in Dortmund gelandet, ihre Werte hatten sich gebessert und sie hatten sie einfach in ein Altersheim in Waldbröl gesteckt. Es war eine Frechheit, die Nadja mit 53 und als ihre langjährige Freundin einfach nicht verdient hatte.
Sie würden sie aufpeppeln und ihr wieder die schönen Seiten des Lebens zeigen.
Am Vorabend hatten sie noch ein längeres Telefonat geführt, wobei ihr Nadja versichert hatte, wie sehr sie sich auf eine normale Küche, eine normale Wohnung und Shoppen in der Stadt zusammen mit ihnen freuen würde, wie glücklich sie war, dass die Literatin der Moderne sie nicht vergessen hatte.
Nein, sie würde sie nie vergessen! Sie war ihre Freundin! :cheers:
Sie hatte ihr aus einm Märchenbuch "Die Eisjungfrau" vorgelesen und die Gutste war eingeschlafen.
Sie alle drei hatten nun einen festen Entschluss gefasst, wo sie keiner so schnell mehr von abbringen würde.
Nachdem also nun das Wochenende vorbereitet war und alles eingekauft war und sie einen Essensplan für die ganze Woche hatten, wo sie sich beim Kochen abwechseln wollten, richtete Nadja langsam ihr Zimmer ein, welches ihr die Literatin der Moderne überlassen hatte.
Nadja war heilfroh, dass sie nun ein sicheres zu Hause hatte und fühlte sich von Tag zu Tag wohler. Sie lebte wieder auf.
Die Literatin der Moderne liess ein Schmunzeln über ihre Lippen gleiten und trank beruhigt darüber ihren Nachtcafe. :venti: :cafe:
Nun hatte sie ihr also doch noch helfen können, Nadja hatte sogar behauptet, sie hätte ihr das Leben gerettet.
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Und sie war schon mit einem Bein in Indien gewesen, mit dem anderen in Amerika bei ihren Emigrationsgedanken.
Und tatsächlich lebte sie ihr Leben lang im Rheinland.
Finanzkrisen und Kriege gingen in diesen Tagen nicht in ihr Hirn.
Sie hatte versucht, sich mit einer Geburtstagfeier abzulenken.
Dies war gelungen. Sie hatten einen netten Frauenabend gehabt und allmählich verlor die Literatin der Moderne ihr anfängliches, neues Misstrauen gegenüber der niederrheinsichen Mentalität.
Und der nächste Kegeltreff war auch schon mal unter Dach und Fach! :cheerl:
Einfaches Zerstreuen und die Schwere ihres winterlichen Gemüts verlieren waren angesagt.
Wie erfreulich:
Neues von ihrer letzten Ex:
Sie hatte eine Neue und war weit fortgezogen, um ihr neues Glück zu finden.
Die Literatin war erleichtert, nun gabs keine Probleme mehr für sie in der alten Stadt zu lösen und sie konnte weiter an ihren Zielen für dieses Jahr arbeiten. Es gab immer weniger, nach dem sie sich umdrehen musste oder was sie an einer Grosstadt grundsätzlich interessierte.
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Offen blieb nun einzig, ob sie mit ihr zu dritt wohnen bleiben wollten und umziehen wollten in ein Haus, welches Nadja besorgen wollte oder ob sie ihren eigensten Weg gehen würden und Nadja eine Wohnung in der Nähe beziehen würde oder in die alte Stadt zurückgehen würde. Aber das war ein Bereich, den nur Nadja selbst lösen könnte. Sie hatte jeglich dafür gesorgt, dass Nadja unabhängig ihre Entscheidung treffen konnte, nicht mehr von einem Altersheim abgezockt wurde mit ihren 51 Jahren und erst mal Ruhe hatte, sich als Mensch fühlen konnte.
Die letzten Tage waren wie im Flug vergangen und ihre schamanische Partnerin Nadja war von dannen gegangen in jene Stadt, deren Erfahrungswerte die Literatin der Moderne hinter sich gelassen hatte.
So hatte sie ihr in die Freiheit verholfen, aus der sie sich nun wieder selbst befreien musste. Reisende sollte man nicht aufhalten.
Nadja hatte noch ihre Sachen geholt, die sie ihr aus ihrem Haus gerettet hatte, bevor dieses von deren Schwester verkauft werden sollte und nachdem der Besuch fort war vom Vortag, sass sie an ihrem Fenster und schaute auf die Regentropfen. Kuschelwetter war angesagt, Wellness und cool down.
So bereitete sie ein gemütliches Bettfrühstück für sich und ihren Schatz
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Sie wusste es selbst. In ihrem Leben hatte es bisher viele grosse Enttäuschungen gegeben.
Da war nicht nur die 8-jährige Freundschaft mit Nadja ein Schmerz zum Aufarbeiten, auch die 2-jährige Affäre zu ihrer Ex stellte eine Belastung dar, deren Ausmasses sie sich nun erst bewusst wurde.
Wegen ihr hatte sie hauptsächlich Köln verlassen.
Die Neue ihrer Ex, die nun ihre Frau nach 20 Jahren verlassen hatte, endgültig, wies schien, machte ihr dabei nicht so zu schaffen, wie die Tatsache, dass sie sich im Stress verabschiedet hatten. Für manche war eben dieses die bequemste Trennung. Für sie nicht. Sehr oft schon hatte sie eine langsame Trennung hinter sich gebracht mit anschliessender Freundschaft. Umso weniger konnte sie begreifen, warum ihre Ex nun in diesem Stil mit ihr umging. Wahrscheinlich war es eine Projektion, die sich nicht auf sie bezogen hatte. Schlau würde sie vorläufig nicht daraus werden.
Klar: Ihre Ex war es nicht gewöhnt, denn wie ihre Exfrau schien auch sie der Meinung zu sein, wenn frau sich getrennt hatte, dass sie es mit allen Konsequenzen tun musste, da es sich um Liebe gehandelt hatte. Wie aus Liebe also eine Freundschaft machen?
Dies war jedoch nicht ihr Problem. Ihr Problem war, ihrer Ex klar zu machen, dass sie nicht so weit hätte gehen brauchen, alle Zelte abzubauen, auch die zu ihr. Denn imgrunde gab es keine Trennungsmöglichkeit in der Liebe, selbst, wenn frau sich getrennt hatte. Räumlich.
Loslassen. Woher war ihr dies bekannt? Wenn Mütter ihre Kinder losliessen, um zu einem eigenständigen Leben zu gelangen. Wenn Menschen sich trennten, die sich eins geliebt. Letzteres jedoch galt nicht für sie. Sie musste nun also nach einer anderen Erklärung suchen.
Klärung. Das war es wohl, was ihr fehlte.
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Hatte es jeglich mit Akzeptanz zu tun?
Hier wäre sie dann auch von esoterischen Märchenerzählern verlassen.
Denn sie wusste, dass es nicht so war. Glaubte vorwiegend an ihre eigenen Märchen...
Notwendigerweise war das ganze Leben ein Spiel und die Notwendigkeit einer Unvollkommenheit bestand jeden Tag. Sonst wäre sie nicht mit den anderen auf jenem Niveau, um sich darin einfühlen zu können.
*strotz*
So verabschiedete sie sich auf ein Neues von ihrer Alten, ähm ehemaligen Affäre. :winiki:
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Die neuen Weichen schienen gestellt.
Es hiess wieder:
Nach vorn gucken.
Sie atmete auf:
Endlich war der Finanzkram mal vom Tisch, wies schien. Nun würden sie beide wieder das haben, was sie bereits hatte, bevor sie nach Mönchengladbach gezogen war. Es hatte in der letzten Zeit zu viel zwischen ihnen gestanden und war eine grosse Belastungsprobe geworden.
Ok. Real hatte sie sich im Sommer letzten Jahres mit einem Kuss von ihrer Ex getrennt.
Ihre Ex hatte sich dann per email zu Jahresbeginn verabschiedet. Obwohl sie sicher war, dass sie noch was für sie empfand, es allerdings verdrängte, da auch sie einen Neuanfang anstrebte.
Der ungemütliche Rest war übers inet und handy erfolgt.
Warum hinkte sie nun so hinterher emotional?
Hatte es ihr doch mehr ausgemacht, als sie sich bewusst war?
Andererseits war sie fest entschlossen, Trennungen nicht mehr so in die Länge zu ziehen, das Leben war kürzer geworden und es trieb sie mehr dahin, den begonnen Neuanfang mit ihrem Schatz weiter zu leben.
Würde sich also ihre Ex nicht mehr melden zu dem Angebot einer Freundschaft, würde sie auch alles auf sich beruhen lassen.
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Schluss mit den Tränen. Her mit dem Tach!
Sie holte nochmals kräftig aus, um sich der Gegenwärtigkeit ihres Seins bewusst zu werden.
Würde sie jemals wieder Zugang zu so etwas wie normalem Alltag finden, hätte sie einen Oscar oder dergleichen in eine Staubecke gestellt und wäre vor die Tür gegangen.
Über die Karnvalstage hatten sie sich amüsiert und der Frühling stand vor der Tür.
Woraus bemerkenswerterweise auch nichts hervorging.
Mom ruht die Literarin der Moderne in ihren Gedanken, sie macht aber sicherlich dennoch irgendwann weiter, ihr Lieben!
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Und so überholte sie zahlreiche Trennungen und Tode, sie war sich nicht sicher, ob sie sie tatsächlich überlebt hatte. Spüren jedenfalls konnte sie sich noch.
Die Uhr tickte die Zeit zurecht.
Der Kaffee war mittlerweile, wie schon sooft, kalt geworden, dies sollte auch zum Wochenende die Temperaturen betreffen. Sie würde ebensowenig an der Einladung ihrer Mutter zum Mittag vorbeikommen, die sie zufälligerweise in der Stadt bei der Bäckerin mit ihrer Süssen angetroffen hatte, wie dass sie in der nächsten Zeit nach Köln fahren könnte. Über die Schatten ihrer unjüngsten Vergangenheit hatten sich Nebelschwaden gebildet und sie wusste noch nicht, ob dies alles, so wie es war, ok war.
Dennoch war ihr nach Tatendrang und es rief so nach Entscheidungen, um Veränderungen für ihre Zukunft zu bewirken.
Sie würde also wieder heiraten. Diesmal wäre es jedoch anders, das wusste sie.
"Schatz, ich geh wieder ins Bett" - "Jaja, ich komm gleich auch..., ich muss nur noch zu Ende denken..."
Dieses Mal dauerte es bis zum Morgengrauen, die rush-hour fing an, der Müll stand schon unten vor der Tür, die Kirchturmglocke hatte bereits geschlagen und sie würde nur noch ein Telefonat bei den Bürokraten erledigen müssen, bevor sie ihren Schatz mit einem Frühstück weckte, weil diese einen Termin in der Stadt hatte.
Und dann gings irgendwann zum Standesamt. Diese Woche etwa schon??? - Übermorgen wäre ein guter Tag. Hoffentlich musste sie nicht doch das Stammbuch von ihrer Exfrau in Köln anfordern. Eigentlich müssten die Scheidungspapiere reichen. Eigene Kinder hatte sei eh nicht. Es würde sich schon noch alles finden.
Warum sollte der Staat im Zweifelsfall ihre Rente kassieren? Warum sollte ihr Schatz nicht direkt übers Familienrecht abgesichert sein?
Warum sollte sie sich nicht trauen?
Die Gegenfrage war einfacher zu beantworten.
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Noch schlief ihre Stadt. Es war ruhig und sie hatte genug Musse, eine Zukunft zu planen.
Sie vertrieb noch ein Weilchen die bösen Geister ihrer Schattenvergangenheit, um die Freiheit der Zukunft zu atmen.
Imgrunde war sie ziemlich durch den Wind, da ihre langjährige Freundin Nadja jetzt doch im Hospiz war.
Endgültig.
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„Einer mußte ja schließlich damit anfangen”
(Das heutige Zitat des Tages stammt von Sophie Scholl (1921-1943), dt. Widerstandskämpferin, die am 09.05.1921, also heute genau vor 88 Jahren geboren wurde.)
Dieser Satz wollte ihr nun nicht mehr aus dem Kopf gehen, obschon sie meist so gehandelt hatte. Es war ein besonderer Satz.
Damals, als ihre einstige Freundin "damit angefangen" hatte, sie zu küssen und zu streicheln, war ihr dieser Satz jedenfalls nicht klar gewesen. Auch nicht seine Konsequenzen.
Was sie jetzt wohl machen würde? 800km von hier, irgendwo in einem ländlichen Städtchen nordöstlich von Berlin? Imgrunde interessierte sie es nicht mehr, es war alles so fürchterlich auseinandergegangen, dass sie es bis heute nicht verstanden hatte.
Sie, die Literatin der Moderne, war weggezogen zu ihrer neuen Freundin, wollte neu anfangen, wollte vergessen und nicht mehr länger unter der Situation leiden, dass sich ihre "Affäre" nicht von ihrer Frau trennen konnte, nachdem sie es nun schon 2 Jahre versucht hatte und immer wieder zurückgegangen war. Nach 1/2 Jahr, nachdem sie nun beide den Schritt gewagt hatten, sich zu trennen, wagte die Literatin der Moderne diesen weiteren Schritt, fortzuziehen. Ihre Affäre hatte daraufhin den Kontakt abgebrochen und auch innerhalb kürzester Zeit eine neue Freundin gefunden, zu der sie gezogen war. Hatte sich nun also doch nach 20 Jahren von ihrer Frau trennen können. Was war falsch daran gewesen? Warum konnte sie dies nicht aktzeptieren?
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Sie schickte ihr eine e-mail:
Hallo, Ute,
vor 1 Jahr, war ich nochmals nach Köln zurückgefahren und wir haben uns ein letztes Mal geküsst.
Es war der Abschiedskuss, das spürte ich bereits, als ich zurück zu mir in der Bahn sass.
Für mich hat unsere räumliche Distanz unsere Probleme nicht gelöst. Ich habe sie nur beendet.
Als ich nach Rheydt zurückzog, war ich mir dessen bewusst und auch, dass eine den Anfang machen musste.
"Deshalb wage zu lieben, mit der Gewißheit zu verlieren und der Hoffnung geliebt zu werden"
Ich war mir bewusst, dass ich verlieren würde und verloren hatte: Dich.
Der Rest ist Schweigen.
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