Die Literatin der Moderne, Teil 1-8

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Die Literatin der Moderne, Teil 1-8

Beitrag von Jeannette-Anna Hollmann » Sa 6. Jan 2018, 06:15

Ich werde hier alles zu Fuss hin kopieren, was ich bis 2018 in der Literatin der Moderne festhalten möchte, um es später irgendwann zu bearbeiten.
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Re: Die Literatin der Moderne, Teil 1-8

Beitrag von Jeannette-Anna Hollmann » Sa 6. Jan 2018, 06:20

Schreib ich dann irgendwann ma was zu.

brainstorming:

mentale Eingrenzungen:

~wirtschaftlich
~künstlerisch
~psychologisch
~philosophisch
~wissenschaftlich
~geschlechtsspezifisch
~kulturell
~politisch

===

Rahmenbedingungen...

Freiheit...

===

Scheisse:

Schon wieder jeglich Abteilung Philosophie machbar.

Oder: Die theoretische Literatin der Moderne

===

Oder:

Das ohnmächtige Schweigen der Literatin der Moderne im Zeitalter der Reizüberflutungen

===

Berühmt kann man abschaffen. Ist unnotwenig, da von überzeitlichem Wert.

===

Das Schweigen der verschwiegenen Eichhörnchen

Kacke!!!

In der Stille wächst keine Pille.

Ich sollte den ganzen Driss hier wieder in Schreibwerkstatt umbenennen. Teil 2

====

Blockiertsein aufgrund nicht geöffneter mails.

Stagnieren der mails-öffnenenden Literatin erfordert ihr Signieren durch emotionales Ratifizieren der strukturellen Gedankenweise in explizieter Form, wie es die anderen gewöhnt sind.

Schwachsinn!

Es war einmal eine linkshändige Frau...

====

...sie hatte soeben ihre Vergangenheitsbewältigung beendet...

===

das Nichts, das nun vor ihr stand, füllte sich mit einer Endlosschleife an Ideen, die sie blockierten.

Jepp. Des nemma!

===

Endlich hatte das Telefon mal über längere Zeit geschwiegen, das handy war ins Klo geplumpst, der Strom wegen der Klimakatastrophe ausgefallen, die Leinwand frisch únd leer, selbst das Haus war ins Schweigen verfallen, TV hatte sie verschenkt, Bücher verbrannt, sie lebte sozusagen ohne tägliches Erinnert-Werden, dass sie es noch tat.

===

Muss datt beknackte Flugzeug jetzt hier übers Haus fliegen?

===

Was eigentlich war Stille? fragte sie sich...

===

Der Verfemdungseffekt ihrer literarischen Werke, während alle mucksmäuschen still zuhörten, wenn sie aus ihren Büchern hervorgekrochen kam, um sich zu räuspern, hatte ihr stets gut getan. Warum, wollte sie nicht wissen, auch nicht, was daran ihr gut getan hatte, es würde sie zu sehr ablenken von dem eigentlichen Gedanken über Stille.

Natürlich wollte sie auch nicht eine Tibeterin imitieren damit oder irgendeiner anderen spirituellen Übung nachgehen...

===

...sie sah auf das Lichtermeer mit jenem melancholischen Blick zum Fenster hinaus, von dem sie genau wusste, dass, wäre jemand im Raum, die sie bewundern würde, sie genau dieses an ihr mochte...

===

...Gedanken an die Emigration überquerten die Gedanken an die Gegenwart der Regentropfen am Fenster und der Überlegung, ob sie noch baden sollte oder lieber frische Luft auftanken wollte.

===

Eigentlich war sie von jener verträumten Zeitlosigkeit genährt, die ihr das Vergnügen bereitete, nicht mit einem Timer behaftet durch die Gegend rennen zu müssen, sie hatte sich nicht von der Schnellebigkeit des sie umgebenden Alltagsgeschehens anstecken lassen, aber nun musste sie doch bemerken, dass es der letzte Tag des viel zu warmen Februars war, des zweiten Monats eines Jahres, welches nur Veränderungen in sich birgte. Sie war sich zwar dessen bewusst, aber wusste es nicht.

===

Die Kaffeemühle meiner Oma steht auf dem Küchentisch und redet stumm. Weil sie zuhört.

Nach 1/2 Jahr innerem Kampf habe ich mich nun dazu entschlossen, Deutschland nicht zu verlassen. Auch, vorläufig noch nicht umzuziehen. Aus familiären Gründen. Es gibt zwar viele Gründe, aus anderen Gründen einen Ort zu verlassen, aber es wäre keine Herzensentscheidung. Jedenfalls nicht für mich.

===

Ich werde, nicht unbedingt altermässig, aber zeitlich überleben. Das steht fest. Ungefähr 20 Jahre. Steht auch fest.

Ich bin also im Jahr 2030 gelandet, steh vor meinem Grab und überlege, ob ich schon rein will. Oder obs noch was zu erledigen gibt.

Was habe ich getan mit meinem Leben?
Es gelebt. Im Hier und Jetzt. Wiedergeburt und überhaupt die ganze Reinkarnationsversprechung dahin gestellt. Könnte ja sein, dass sie doch nicht stimmt.

Würde ich mein diesseitiges Sein absolut annehmen, was würde ich der Welt gesagt haben wollen, bevor ich dann den Schlaf der Unendlichkeit aufsuche?

Ich sehe das Schmunzeln der Göttinnen in weiter Ferne, sehe, wie sie mich umgeben, trösten, liebkosende Worthalluzinationen in Farben des Lebens ausklingen lassen, um sich mir zu widmen.
Du hast es Dir nicht leicht gemacht, wolltest bis zur letzten Sekunde deines Lebens immer alles perfekt machen, Shit, das sind jetzt die Geister meines Vaters, die da sprechen, sie interferieren mit den Stimmen des meinigen Ichs, welches die Sprache der zeitlosen Verstummtheit spricht. Diese Stimmen muss ich abtreten, da sie nicht mich, mein Sein, ausmachen. Es ist der Teil, der immer bei mir sein wollte, sich in mein Leben gedrängt, mich fast erstickt hätte mit seinem Dominanzbedürfnis. Mal zugewandt liebevoll, dann wieder unzufrieden und nicht in sich selbst ruhend, der Teil, der sich zwingt zu sagen, es ist die Liebe des Leben lassens, nicht der Teil, der es wirklich einsichtig will; der Teil, der mich nie ernst genommen, mir sämtliche Verantwortung absprechen wollte. Der Übervater in mir, von dem ich mich trennen möchte. Zu lange geduldet, zu lange geprägt von ihm, zu lange mein eigenes Leben nie gelebt.

===

Sie hat Recht: Nicht ich sollte nun mehr auf ihn, sondern er auf mich zukommen.

Ich werde dies abwarten. Dies eine Mal werde ich nicht mehr mit dem geplagten Wissen nicht erfüllter Fürsorge um ihn den ersten Schritt tun.

===

Kap. 1
Das Nein in der Liebe, Teil 2

Das Nein in der Liebe ist das Wichtigste Phänomen zur Selbstständigkeit. Zur Unabhängigkeit, zum Ja zu sich selbst.

===

...und sie setzte sich wieder an die Tastatur und war im Jetzt gelandet. Allgegenwärtig: Das Ticken der Uhr, das Anschlagen auf die Tastatur, die Stille, Trolls, Feen, andere Dimsionen als die der sogen. Realität, Eins Sein mit sich selbst, Lichtschatten, die brennende Zigarette und der Duft des Nachtkaffees, Lichtermeere der Stadt, Dunkelheit am Rande, Künstlerinnenatmosphäre zwischen Ölbildern an der Wand und der Skulptur ihrer Schwester begleiteten ihr Denken, ihre Wahrnehmung, ebenso wie stürmisch, leidenschaftliche Gedanken an begehrliche Zweisamkeitsstúnden aus einstiger Zeit. Es waren mehrere gelebte Liebschaften, die ihr zeitgleich dabei durch den Kopf gingen...

===

Groschenromanschmarn. Tür auf, Gästin rein, Tür zu, Gästin raus, Zigarette danach, Morgengrauen, Mist: Jetzt wirds auch noch hell hier, ich will den Tag nicht sehen, nicht vor Anbruch der Dunkelheit.

Ebensowenig wie ich die Nachbarskinder oder den über mir hören will, ich bin nicht von hier.

Verortet-Entwortet
Deine Augen im Arm

Für immer.

===

Nachdem sie nun wusste, dass ihr Vater schwer krank war und eine Freundin, mit der sie während ihrer Scheidung einige Zeit zusammen gewohnt hatte, sich umgebracht hatte, der "Frühling", so wie er nicht mehr war, ins Land zog und in der Stadt, in der sie wohnte, Ostern gross geschrieben wurde, dachte sie, es sei nun an der Zeit, sich mal wieder zu häuten und von Altlasten zu befreien. Sie konnte nicht schon wieder den Hinterbliebenen Freund ihrer Bekannten trösten, wie sie es bei ihrer Scheidung 2 Jahre zuvor bei einem anderen, dessen Frau sich mit Alk und Tabs umgebracht hatte, erfolgreich gemacht hatte. Dieser wollte sich nämlich kurze Zeit später auch verabschieden aus der oftmals gruseligen Welt.

Sie war nun etwas erwachsener und liess sich nicht mehr so sehr dazu hinreissen, die Liebe, die sie sich selbst geben musste um zu überleben, von anderen nehmen zu lassen.

===

Da nun der tote Punkt der Kehrtwende ihres Lebens endgültig besiegt schien und sie einige Radikaländerungen darin vorhatte, konnte es nur noch bergauf gehen.

So liess sie die nächsten Stunden den Planeten Gaia sich um sich selbst drehen, um dem Augenblick der Ruhe des Hirnens Einhalt zu gebieten, wozu sie es dann doch bevorzugte, ihr Schlafgemach aufzusuchen.

Nacht ers mal... endgültisch getzt!

===

Die Literatin der Moderne fällt diese Woche aus.

Sie muss Wäsche waschen und sich auf Bremen vorbereiten und Krankenbesuche machen.

===

Zur Zeit macht sie der Moderne Platz, um ein paar Eindrücke selbiger literarisch vorab mental zu überarbeiten.

===

..ständig auf der Suche nach der Begrifflichkeit des zeitlichen Abschlusses der Reihenfolge einer Modernität aus Sodom und Gomora.

===

Würde man diese Tätigkeit jeglich mit "Sortieren" beschreiben wollen, so wäre dies nicht nur falsch, sondern auch nicht realisierbar in ihrer Welt wohlbehüteten Luxus der gewissen literarischen Armut ob der Tatsache der Existenz einer Weltlichkeit die keiner zustehen könnte, da "alles" nie in einer Begrifflichkeit wiederfindbar für sie wäre.

===

Mit der Zeit verstummte das beschreibend-Wollende des Beobachtens eines Verhaltens anderer in ihr schriftlich wie verbal und endete in jener unauffälligen Leere eines gedanklichen Fragezeichens, die sie weiterhin "unberühmt" sein liess, damit sie durch nicht Beobachtet-Werden überhaupt noch etwas zu Papier bringen konnte.

Dies geschah meist nachts, da sie wusste, dass dann sowohl die Gegenwart des Allein-Seins möglich war, als auch die Ruhe, die sie tagsüber nicht finden konnte aufgrund des hohen Geräuschpegels der Grosstadt-Seins und fehlender Atmospäre, welche ihr nur die Dunkelheit und Stille offenbarten.

===

Es geschah auch bei ihrer leidenschaftlichsten Sportart, dem Rad fahren, dass sie schon mal durchaus brauchbare Sätze zum Weiterschreiben inspirierten.

Sie nahm sich daher für den wonnigen Mai-Monat eine niederrheinische Radtour entlang der Niers vor. Einem kleinen Papierbach, begleitet von Pappel-Alleen aus der Napoleon-Zeit samt Ritterschloss, wo einst ihr Onkel Ausgrabungen aus der Römerzeit gemacht hatte, die dort in einem Museum mit feudalem Restaurantbetrieb zur Schau standen

Vielleicht würde sie ja nun noch einmal eine Gelegenheit haben, ein ernstes Wörtchen mit ihrem mittlerweile doch etwas älter gewordenen Herrn Papa zu wechseln, der diese Leidenschaft gerne teilte.

Sie hatte noch ein paar wichtige Fragen an ihn, die sie schon ein Weilchen beschäftigten...Aber, vielleicht waren die ja dann auch nicht so wichtig...und würden sich in der wohltuenden Ruhe, die frau nur auf dem Lande vorfindet, jenseits des Grosstadtmiefs, in Frühlingsdüften verfangen und auflösen. Immerhin war sie nun ca. ein 3/4 Jahr nicht mehr dort gewesen.

Inzwischen war ihre erste Schwiegermutter, die dort gelebt hatte und ihr stets mit Rat und Tat als Homöopathin bis dahin beiseite gestanden hatte, verstorben und es machte sie selbst neugierig, wie sie sich denn nun in dieser Kleinstadt nach ihrem Tod dort fühlen würde. Auch ihre Mutter wollte sie noch nach einem Kochrezept fragen. Oder zwei. Und wies ihr ging.

So suchte sie nach einem Termin, wo sie dann nicht auf ihre Schwestern traf, sondern alleine mit ihnen sein würde.

===

Es hatte sich Einiges angeglichen an dieser Kleinstadt. Vor 25 Jahren wäre es gänzlich undenkbar gewesen, dort etwaigen homoerotischen Neigungen nachzugehen oder sie offen leben zu können.

Jetzt war es zwar allgemein anerkannt, so zu leben, jedoch machte es nach wie vor einen Unterschied, ob in einer Kleinstadt oder Grosstadt.

Genau dieses und nichts anderes hatte sie damals dazu bewogen, in eine Grosstadt zu ziehen.

===

Bereits zwei Jahre, nachdem sie nach Köln gezogen war, wollte sie in eine andere Grosstadt, nach Wien, aber das liess sich damals auch nicht machen, da ihr Studium dort nicht staatlich zu einem Drittel weitergefördert worden wäre. Irgendwie war sie hängen geblieben in diesem Köln. Auch Amsterdam hätte sie sehr gereizt oder Paris oder Madrid, jedoch war sie eine Umstandskrämerin geblieben und damit war sie sich auch heute noch selbst im Weg. Wahrscheinlich würde sie jetzt sonst in Rajasthan leben.

Feststand:
Sie hatte keine Lust, Dorfgetratsche zu sein und keine Lust auf Kleinstadtleben-Versteckspielchen.
Ein Grund, vielleicht sogar der, warum sie den CO2-Ausstoss ertrug und sämtliche anderen Unerträglichkeiten des neurotischen Daseins einer Grosstadt billigte. Im Prinzip war es ja da egal, welche: Dank Industrialisierung hatten auch diese sich immer mehr angeglichen und es gab kaum noch ästhetisch, architektonische Unterschiede, die sie bewogen hätten, ausser Rom und das war zu weit weg. ;-)

Sie vertagte dann mal wieder ihre Emigrationsflüchteleien.

Warum in aller Welt war sie gerade bei 1958? Ok, ihr Paps hatte gerade das Telefonat damit beendet, dass er da in Berlin gewesen war und korrigiert, dass ihre Oma dann wohl doch regelmässig in der Kirche war, obwohl sie Künstlerin war, es war wohl eher ihr Opa, der dort nicht mehr hingegangen war.

1962: Sie war geboren und Holzmann begann den 15-jährigen ZDF-Aufbau.

Ok. Sie war in der Vergangenheit gelandet. Warum nicht in der Zukunft? Hätte sie Kinder gehabt, wäre sie jetzt schlafenderweise gar nicht dazu gekommen, bewusst an die 60er zu denken. Die letzte Klasse der Grundschule war der reinste Horror für sie gewesen...Ok 70er: Ihre Grosseltern väterlicherseits waren gestorben, sie hatte ihren ersten Freund und nach und nach auch in der Schule endlich wieder gute Noten. Auch hier die einzige Erholung: Paddeln auf dem Harriksee oder im Schwalmtal, Radeln über die Felder, Einsamkeit. Mathematik und Physik und Malen. Politik war ihr damals, wie auch heute noch, zu aufregend gewesen. Immer hatte sie einen Vorwand gefunden, meist das Malen, bei derartigem Unterrichtsstoff. Bis ihr alles zu viel wurde und alle waren verblüfft, wenn sie sich dann ernsthaft mit in die Diskussion begab. Meist wurden sogar einige wach. Dann allerdings wurde es anstrengend: Musste sie doch bei ihrem Standpunkt verharren....!

Während die Mädels in den Pausen Gummitwist spielten, war ihr alles zu laut und zu quietschig. Sie verzog sich in die Dunkelkammer der Foto-AG oder in die Bibliothek. Auch fand sie dieses Hin und Her Springen irgendwie albern...

===

Erst in den 80ern fühlte sie so etwas wie Befreiung.

Befreiung von ihrer zwangsläufigen Hetero-Sexualität, Befreiung von den Tatorten der Kleinstadt, Befreiung in den Gedanken, da sie diese nun nicht mehr familiär teilen musste und immer unnütz-sinnlos anstrengend werdenden Diskussionen ausgeliefert war.

Irgendwie hatte sie schon lange einen anderen geistigen Horizont gehabt und wollte ihn ausleben, fing daher mit dem Philosophie-Studium an.
Sie studierte noch einige Semester, bis auch dieses ihr zu kognitiv wurde, ging dann in berufliche Praxis, lernte, was Geld sein kann, was Freunde sind, was Beziehungen mit sich bringen und warum eigentlich frau immer wieder täglich aufstehen musste, statt liegen zu bleiben.

So wurden dann die 90er zum Leben und Lieben pur, während nach der Jahrtausenderöffnung dann alles wieder anders vor sich ging, da sie aufgehört hatte, arbeiten zu gehen.

Was also würden die nächsten 20 Jahre bringen?

Sie hatte Karriere gemacht, hatte eine Hetero-Verlobung mit Aussicht auf Hausfrauen-Dasein und gut betuchter Familienmutter aufgelöst, um 18 Jahre später eine Homo-Hochzeit zu feiern mit selbigen Aussichten und sich scheiden zu lassen.
Wo war der Unterschied eigentlich gewesen? Ausser natürlich der Geschlechtlichkeit?
Warum hatte sie das Leben dies spüren lernen lassen? Musste sich doch endlich mal alles zu einem Ganzen fügen...Was aber war der Sinn gewesen? Wie hiess die Aufgabenstellung dazu?

Dieses Sein in der Endlosigkeit? War doch alles auch reichlich dimensionslos, was um sie herum geschah. Weder, dass es merkliche Globalisierungsprozesse gab, noch, dass sie endlich mal wieder zu Farben und Formen greifen wollte.
Eine Art jener zweifelhaften Stagnation, die das Stehenbleiben bewusster machte.

Alle anderen unterdessen hatten es eiliger, weiter zu kommen, wohin auch immer, möglicherweise flüchteten sie genau davor. Ihr hatte es nie Angst bereitet, vielmehr war es umgekehrt, dass sie die hasting-persons beunruhigten. Warum dieser ganze Stress immer? Wurden sie dadurch jünger oder wollten sie älter werden?

Da war es wieder: Das Phänomen Zeitlosigkeit.

War Zeit durch Bewegen wegrationalisierbar?

===
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Re: Die Literatin der Moderne, Teil 1-8

Beitrag von Jeannette-Anna Hollmann » Sa 6. Jan 2018, 06:23

Auch diese Frage ist eine physikalische Eingrenzung der Einsteinschen Generation.

===

Sofern es diese ansatzweise noch gab, versuchte die Literatin der Moderne frische Luft zu bekommen, was damit verbunden war, dass sie ihren virtuellen Arbeitsplatz verliess dann und wann.

Gerade hatte sie dies gut eine Woche getan, um sich des Unterschieds bewusster zu werden. Noch wusste sie nicht wirklich, welchen Zweck dies erfüllen sollte, aber sie liess sich auf dies selbstgewählte Experiment ein.

Die reality des first lifes war ihr nicht fremd geworden, so stellte sie fest, aber so geläufig, dass sie immer noch auf die gleichen Emotionaltricks ihres Geschlechts reinfiel und sie beschloss die des anderen dann auch zu ersparen.

So stand also die Ausreise zum Jahresende zu ihrer Geliebten als nächstes an der Tagesordnung und sie setzte nach dieser Unterbrechung fort, wovon sie bereits seit ihrer Geburt und früher noch geträumt hatte, anzupflanzen. Sie hatte nun eine Pflänzchensammlung und knobelte mit sich selbst über diesen nicht zufrieden stellenden Namen.

===

Schnitt ~ No Emigration!

Was stattdessen steht noch nicht im Drehbuch... :chef: Die Literatin der Literatin der Moderne dreht sich mom zu sehr um sich selbst...

===

Scheiss Telefon!

===

Die Wolken zogen durch die Nacht und sie malte an ihrem begonnenen Bild weiter.

Sie malte gegenständlich momentan. Einen Tachyon. Viele Schattierungen im Inneren, dennoch transparent mit vielen Glitzerstellen. Energien durchleuchteten die Zeichnung, so dass sie nicht wusst, was mehr Energie hatte: Die Zeichnung oder der Tachyon selbst. Sie hatte ihn ihrer kranken Freundin versprochen, die sie mom nicht sehen konnte, aber sie hielt eisern an der Energieschwingung für sie fest, wie sie es in ihrer Funktion als Heilerin bereits vielmals erfolgreich mit Fernreiki zeitgleich gemacht hatte: Mental.

===

Nur noch selten sah sie die schmerzverzerrten Gesichter ihrer 3 Freundinnen, die sich alle in den letzen 2 Jahren umgebracht hatten. Jedesmal war dies der reinste Horror für sie, da sie auch ihre Aura spürte, wenn dies geschah, sowie ihre Stimmen hörte.
Sie hatte es sich nämlich zur Aufgabe gemacht, sie in Frieden ruhen zu lassen, was bei Selbstmörderinnen eine ganz spezielle Aufgabe war. Imgrunde war sie unlösbar und sie wusste, dass sie wenn, nur einen kleinen Teil dazu beitragen konnte. Sie liess sie einfach ab und an an schönen Momenten ihres Lebens teilhaben, wusste, dass sie als gutgewillte Engleins um sie rum versammelt waren, dann und wann.

Dem Tod hatte sie auch bereits öfters tief in die Augen sehen müssen, aber es war ein starker Überlebenswille, der sie immer daraus holte aus diesem Loch der Verzweiflungen.
Manchmal war es auch die unmittelbare Begegnung mit der Liebe gewesen. Eigentlich immer.

Allmählich hatte sie begriffen, was es aussagte, in die Liebe zu gehen...

===

Es war ihr nämlich nicht selbstverständlich in den Schoss gelegt worden.

Ihre Oma, gleichzeitig Patentante, hatte es ihr noch vermitteln wollen. Da sie jedoch sehr früh starb, lebte sie jeglich von den schönen Momenten mit ihr: Wie sie ihr die Schatten auf dem Linoleum-Boden gezeigt hatte und daraus mit dem Besenstil Bilder entwarf. Oder, wenn sie fertig war mit Hausarbeit oder einem Bild und sie mit liebevollen Augen anstrahlte, um zu fragen, ob sie Lust auf ein Eis habe. Dann drückte sie ihr die leere Porzellanschale in die Hand und schickte sie zum Bäcker, bei dem es frisches Vanille-Eis gab. Sie spürte, dass sie ihre Oma glücklich gemacht hatte mit ihrer Anwesenheit und dass sie sich nie gegenseitig gestört hatten, sondern einen sehr zärtlichen Umgang miteinander gepflegt hatten.
Ja, bei ihr hatte sie sich entspannen können. Wenn sie bei ihr zu Besuch war für 1-2 Tage. Auch der Zugang zur Kunst hatte sie nie wirklich verlassen.

===

So gelangte sie immer tiefer an die Wurzeln ihrer Urgefühle zur Natur, zum Geliebt-Werden, zum Lieben und zum Einklang mit der Gegenwart, die unaufhaltsam da zu sein schien.

===

Dieses Augenleuchten ihrer Oma sollte ihr von da an noch oft begegnen: Bei jedem Menschen, den sie geliebt hatte, hatte sie es wieder entdeckt. :shock: :wink:

Gute Nacht ers ma, hat geklingelt... :lol:

===

Sie legte das Buch: Der englische Patient gedanklich beiseite und landete wieder in ihrer üblichen Welt...

War eine gewisse Phantasielosigkeit einhergehend mit einem Kirchentag und einem G8 in ihrem Hirn, so konnte dies bemerkenswerterweise dennoch mit dem schwerwiegenden Wort der Leere liebkost werden. Diese jedoch machten zeitweilig einen nicht betonenswerten Sinn.

Ok, ich mach dann bald ma weiter hier...hoff ich doch...

===

Worin war für sie die Ästhetik der Schreibkunst? Auch diese Frage beschäftigte sie schon ein Weilchen, da es nicht unbedingt um Inhalte ging hierbei...

Die Interessantheit schien in der Wortwahl zu liegen. Und auch wieder nicht: War das Aneinanderreihen von Wörtern, welches der Poetik Ausdruck verlieh, doch längst nicht vergleichbar mit Sätzen und Satzgefügen.
Und auch wieder konnte es nicht das rein Formale gwesen sein, was ihr immer wieder aufs Neue Lust am Schreiben verschaffte. Konnte dies ja auch nicht gerade mit Intelligenz tituliert werden.

Beim zwischen den Zeilen lesen stockte sie etwas länger...:

Sinn und Bedeutung und deren Unterscheidung kamen hier zum Ausdruck mehr als anderswo.

===

War doch "Inhaltsleere" ein Widerspruch in sich selbst und schon drohte das Ganze wieder philosophisch auszuufern...!

Was also unterschied die Literatin der Moderne von der Philosophin der Moderne?

===

Oder war auch dieses schon wieder zu philosophisch gedacht?

===

Rene Eglis "Vollkommenheit der Welt" riss sie auch nicht sonderlich vom Hocker und so machte sie ihre übliche Denkpause mit Musik.

===

Viele Tode überlebt, sinnierte sie über die Begrenztheit menschlichen DASEINS:

nee: Schnitt! Hat keinen Zweck, bis späder...!

===

Immerhin gabs ein Wissensgebiet, was der Forschung noch nicht so zum Opfer gefallen war...

Die Nahtoderfahrung des physischen Hirns konnten sie ja beliebig analysieren, aber der Geist blieb davon unberührt...

===

Bestand denn nun doch im So-Sein das Da-Sein? Oder verhielt es sich umgekehrt?

Nein, Philosophie war heut nicht ihr Fall. Sie beschloss, noch eine Skizze für den Airbus A 400 zu machen unter Berücksichtigung der Solarzellenfolientechnik mit Eclectic, um darüber einzudösen und dies endgültig mit ihrem Fahrzeugtechnikingenieurfreund am nächsten Tag auszudiskutieren. Dieser schien es beim letzten Treffen äusserst reizvoll zu finden, ihr ein DVD mit den Geräuschen eines Fliegers in Stereo mit recht unangenehm-steigernder Lautstärke vorzuführen.

Schliesslich hatte die Sommersaison der Flieger über ihrem Dach wieder begonnen aktiv zu sein, dass sie bei diesem Geräuschpegel eh nicht schlafen konnte... und auf weitere derartige DVD´s konnte verzichtet werden, da es eine täglich-nächtliche life-Übertragung bei ihr gab.

Seine Leidenschaft dazu verblüffte sie aufs Neue: Während es früher Porsche und Ami-Schlitten waren, waren es für ihn nun Segelboote, Jachten und Flieger. Aber es war beruhigend, dass er damit ein Thema hatte, welches auch sie gerne teilte, wenn auch von der ganz anderen Seite...

Ebenso beruhigend, dass er nun den Weg am nächsten Morgen vom Flughafen zu ihr alleine fand, zumal ihr dann die berufsgeschädigten Menschenmassen mit dementsprechenden Gesichtern in der U-Bahn nicht übel aufstossen mussten.

===

Als der neue Krieg begann,
sagten die Frauen:

NEIN!

schlossen Bruder, Sohn und Mann
in Küche und Waschraum ein.

===

Bon jour, ihr Süssen

===

Ein Unbehagen grösseren Ausmasses machte sich in ihr breit. Würde sie nun weitere 10 Jahre seelisch verstümmelte Hände haben, damit sie nicht mehr zeichnen und malen könnte?

===

In ihrer derzeitgen Stadt liefen fade Gesichter, aggressionsgeladene Modepuppen oder neurotische Esoteriker herum.

Die anderen, weit interessanteren Menschen, hatten sich eh alle verkrümmelt oder waren emigriert.

===

Die zu Beton verfestigte Politik war undynamischer als je zuvor. Es war eine zeitenlupenmässiger Rhytmus der Langeweile, welche nichts mit Faulenzen oder Gammeln zu tun hatte, eingekehrt.

===

Virtuelle Kontakte und Ferngespräche machten mom bei ihr derzeit Konjunktur.

===

Kulturelle Verletzungen eines Ganzen in sich vereint ging sie dem ohnmächtigen Dasein der schamanischen Lebensweise nach und spürte eindringlicher denn je ein Bewusstsein für Vergangenheiten, obgleich sie aus der midlife-crisis raus war.

Es holte sie die Tatsache eines Alterungsprozesses ein, da sich Vieles nur noch zu wiederholen schien.

Wo war der Ursprung?

===

Nicht, dass sie aus ihrer Mitte gerissen wäre, nicht, dass sie kognitiv schlampen wollte, nicht, dass es auch was hatte, sich an der Bahnhaltestelle mit einer älteren Frau mit Gehhilfe zu unterhalten oder ihre üblichen Freundinnen nicht zu ihr oder sie zu ihnen kamen/ging.

Ausstausch hatte sie genügend.

Wahrscheinlich grübelte sie nur ab und an gerne.

Was heute war wichtig gewesen beispielsweise?

Was würde morgen wichtig werden?

War sie bereit für das übermorgen?

"Ein Weg ist nur ein Weg. Es ist keine Schande, weder von Dir noch von anderen, wenn Du diesen verlässt, weil dein Herz ruft."

==============00

Have a break have a Knoppers. (Pauusee)

===
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Re: Die Literatin der Moderne, Teil 1-8

Beitrag von Jeannette-Anna Hollmann » Sa 6. Jan 2018, 06:26

Natürlich würde ihre türkische Nachbarin in 4 Wochen wieder da sein, natürlich würden ihre zwei Süssen sich nebenan zu ihrer Küche wieder zoffen, natürlich wären dann auch die anderen Kinder auf dem Spielplatz, natürlich wüsste sie um das heimliche Heimweh ihrer türkischen Nachbarin, natürlich würde sie ihr Deutsch beibringen...

===

Klar würde sie am nächsten Tag irgendwann aufstehen...

===

Immer zwischen 4 und 6 die Zeit in der nacht gebot ihr den Rückhalt der inneren Einkehr.

War das normal?

Was war normal?

War es wichtig, warum etwas normal sein musste?

=============

Shit, ich komm nicht weiter, loids...so long...

===

...und abermals kreischte die Glucke in den Morgen...

Tatsächlich widmete sie sich nicht dem Malen an sich, sondern ihrem Gedenken daran.

Was konnte es überhaupt noch an Motiven geben, die sie nicht entdeckt hatte?

Selbst, wenn sie sie mit aller Fingerfertigkeit skizziert, schattiert, farblich angelegt und trocknen lassen hätte, um sie dann zu fixieren, so wäre es zwar ein fertiges Gemälde geworden, aber es wäre allein ihrer Phantasie ohne phantastische Realitäten entsprungen.
Die Realität hatte sie schon seit Jahrhunderten ad acta gelegt. Da gab es genug, welche sich wieder und wieder um den Augenblick der Spontanität des Gedächtnisses in zeitfixierten Einheiten bemühten...

===

Allein das Wunschdenken des perfekten Bildes ohne Zeit hielt sie vom Malen desselbigen ab.

===

Während ihr introjeziertes Gegenüber sich keineswegs darüber amüsierte, sondern Falten an der Stirn blicken liess, ging sie in die Nacht ohne Nacht, den Tag ohne Tag, die Einheiten, welche gar keine waren, quer über den Tisch verstreut, summte stillschweigend ein Lied der Beruhigung zumal sie ja wieder mal so tiefgreifende, physikalische Erkenntnisse in Worten soeben erdacht hatte und liess sich dabei gewissermassen in keinster Weise beirren.

Öööhm?

===

Es war doch alles richtig!

Was, um Himmels Willen, veranlasste sie wieder und wieder, es niederzuschreiben? :kid:

Die Verspieltheit, mit der Tastatur zu klimpern, der ums Haus pfeifende Wind oder die Ruhelosigkeit der Ruhe?

===

Fertig würde das eh alles erst sein, wenn sie die letzte Seite ihres Buches geschrieben hätte...!

===

Nächte durchmachen, um Tage verschlafen besser durchleben zu können, wandelte in ihrem Bewusstsein jene Leichtigkeit, die es nun galt, zu haben, um news und derartig Realitsnahes ihrer Zeit gemäss, besser zu dulden, sich treiben zu lassen, mutigen Schrittes so etwas wie einen Alltag bilden zu können.

===

Weltlicher Dinge fern, gelangte sie zu den weitaus tieferen Gedanken der Leere, wo sie allerdings schon mal war. Aber die Ruhe tat ihr nun gut.

(Kalter Kaffe schmeckt einfach nur ekelhaft! Sorry...;-)

===

Die Strassenlampen gegenüber peitschten durch die Nacht, selbst im 5. Stock unten gegenüber hatten sie die Lichter aus, was sie an Holland erinnerte mit den grossen Fenstern ohne Gardinen...

==============

(Telefon!) Schnitt, ich fahr noch mal zu ihr!

Bis denne!

===

Konnte es sie wirklich ruhig schlafen lassen, dass nun von ganz offizieller Seite Krieg war?

Wieder würde dies Gewalt gegen Frauen und Kinder bedeuten. Das war Fakt. Egal, wer gegen wen.

Ihre türkische, alleinerziehende Nachbarin ohne Kopftuch mit ihren 2 Töchtern würde sich dennoch distanzierter verhalten als vor den Ferien, wenn sie zurückkäme. Die türkischen MitbewohnerInnen des Hauses mit Kopftuch würden auch anders sein..., sie spürte dies bereits jetzt.

Noch wars ruhig im Haus.

Eine Politikerin ihrer Zeit hatte sich gewagt, ein Fass zu öffnen.

Es regnete.

Mit dem Aufzug konnte frau direkt von 8 bis 0 runterfahren ohne längere Unterbrechungen und Platz war auch.

Wollte sie nun das Neue Testament ihrer überholten Bibelausgabe aus der Schulzeit mit der neuen Ausgabe, die ihr ein Passant in der Bahn nach dem evangelischen Kirchentag gegeben hatte, als sie ihren kranken Bekannten in einer ihr fremden Gegend im Krankenhaus besuchte, vergleichen?
War es doch eigentlich irrelevant und längst schon war sie seit 12 Jahren aus der Kirche ausgetreten.

Was sollten diese Religionsanwandlungen zerissener Geister in ihrer Zeit? Warum kamen sie damit auf sie zu? Hatte sie vergessen, den Aufkleber auf ihrer Stirn: "Ich bin Atheistin, Feministin und lesbisch" vergessen, zu entfernen?

===

Ok. Männer eben.

===

Frauen machten dies oftmals umgekehrt:

Erst liessen sie sie fragen, dann gaben sie die Antwort. Entweder mit oder ohne Augenzwinkern. Jedesmal war sie sich nicht schlüssig, was diese Antwort dann jeweils bedeutete und kurz entschlossen gewöhnte sie sich eines Tages das Fragen ab. Auch sie fing dann blöde an zu zwinkern oder hatte ihre Weisheitsmiene on.

In der Öffentlichkeit verstand sie es prächtig, sich unscheinbar zu machen. Sie guckte einfach weg.

Nun hatte sie wohl bei dem Passanten den Fehler gemacht, sich zuvor mit einer Frau ob der Wegbeschreibung ins Krankenhaus zu unterhalten. Und schon schritt der nette Jüngling ein ins Gespräch. Es stellte sich raus, denn sie war ja noch lange nicht mit ihm fertig, da er sie bis zum Info-Stand der Klinik begleitet hatte, dass er eine verkorkste Ehe hatte.
Dumm gelaufen...
Sie hatte ihm dann kurzentschlossen eine falsche Telefonnummer gegeben, um ihren Bekannten, der das letzte frei finanzierte Strassentheater Kölns gemacht hatte, endlich zu besuchen.

===

Wooda Elena...

Ja, das würde in dieser Zeit am besten zu ihr passen.

Obwohl. Nein, eigentlich nicht. Sie war nicht nervös, wenn sie redete.

Sie hätte es auch umgekehrt gemacht: Erst Theater, dann Filme.

Ok. Wenn sie jemand auf die Palme getrieben hatte, konnte sie Worte verschlucken beim Reden, sie konnte sich soweit echauffieren, dass die Ohren rot wurden. Um dann nicht vollends zu explodieren, ging sie einfach.
Das hatte ihr mit den Jahren ein wenig Tatterigkeit eingehandelt. Diese glich sie nach wie vor am liebsten mit Rad fahren aus.

===

Und sie wusste, dass das Pendant zu Festhalten nicht Loslassen, sondern atmen hiess.

===

*Räusper*

===

Der lover ihrer Bi-Freundin hatte sie besucht.

Was wollte er?

Er, der er doch auf Nr. Sicher gehen wollte und ihr seine Freundin vorgestellt hatte....

Jetzt hatte er den Salat.

Sie hatte ihn vorgewarnt...

===

Bildete er sich doch wahrhaftig ein, er könne mit ihr was anfangen...

Auch dies hatte sie ihm bereits klar gemacht, dass es nicht laufen würde...!

Nicht, weil sie wegen ihres Ex-Verlobten trauerte, nicht weil sie ihn nicht attraktiv fand, nein, sie war eben lesbisch.
Und sie wusste, wo es enden würde, würde sie ihm Tor und Tür öffnen: Ihre Süsse würde an die Decke gehen..

Eigentlich wollte sie aus all dem raus. Es war nichts Halbes und Nichts Ganzes.

===

Krisensitzung:

Sie lud die beiden kurzerhand zum Frühstückskaffee ein.

Ein Spiel zu dritt würde es niemals geben. Von ihr aus nicht. Aber eine Klarstellung.

Was er eingefädelt hatte, war der grösste Schwachsinn. Sie fuhr auf Frauen ab, hatte dies noch gar nicht beendet und war nun seit 2 Jahren mit ihm glücklich. So glücklich, dass sie immer wieder ausbrach.

Er hatte der Literatin der Moderne seit Anbeginn davon erzählt. Und ihr anscheinend auch, dass er mit einer Lesbe Tisch-Tennis spielte... Gefundenes Fressen für sie. Ohne dass sie sich je begegnet waren.

Er war allerdings beim ersten 3-er meeting so intelligent gewesen, dass er der Literatin an den Kopf knallte: "Jetzt kann ich mich viel besser in Lesben reinfühlen." - Sie erwiederte:" Klar. Du hast ja auch seit ca. 5 Jahren mit einer Tisch-Tennis gespielt." - knuffte ihn in die Schultern und ging. Sie spürte dabei die Blicke von hinten, wie sie es gespürt hatte, als sie noch kellnerte, um ihr Studium zu finanzieren. Diese junge Dame wollte was von ihr.

So war es dann nun also dazu gekommen und es waren einige Male, dass sie sich geliebt hatten.

=====================

Schnitt, ich muss Kaffee kochen...

===

Sie schaute auf die Uhr und zum Fenster raus.

Vollkommener Kokolores, was sie da vorhatte! Ebenso kurzfristig griff sie zum Telefon und vertagte den Frühstückskaffee auf ein anderes Mal.

Was schliesslich würde es bringen?

Sie würde so wie am Vortag jammern und er würde triumphieren um sie in den Arm zu nehmen.... Kinderkram...Schlechtere PerryRodan-Non-Krimi-Version.

===

Den gekochten Kaffee trank sie und machte sich auf die Suche nach einem Job. In der Stadt. Ja. Es müsste ihn doch geben. Irgendsoeinen Blödsinnsjob.

===

Die Bewerbung lief und am gleichen Tag noch begegnete sie ihrer einstigen Geliebten. Es war ein grosser Zufall und direkt war wieder alles so, als ob es nie aufgehört hätte.

Es war nicht nur beruhigend, es war erlösend. Endlich schien auch ihr Glück zuteil zu werden, wonach sie solange gesucht hatte ohne sich dessen bewusst zu sein.

Ihre Mitte war wieder da und alles fühlte sich gut an, so wie es war. Manchmal gabs dann doch so etwas wie Schicksal.

===

" Life's tragedy is that we get old too soon and wise too late. "

Aber: Ett macht Spass.

Et: Naturellement:

It´s a never ending story.

Teil 2 folgt.

===

Off Topic:

Ich glaube, die Literatin, Teil 2 und die Zeichnerin Teil 2 sind für die Tonne.

===

Imgrunde war es einfacher, am Anfang zu stehen.

===

2008 würde nicht ausschliesslich eine teilbare Zahl werden. Sie war überzeugt, dass es bergauf gehen würde, wäre erst mal dieses Jahr angebrochen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Brunhilde, alleinstehend und manisch, hatte soeben einen Streit mit ihren 2 Töchtern bewältigt und war in gnadenloses Schweigen verharrt.

Krimhilde, borderline und psychotisch, kämmte sich unterdessen nebenan durchs Haar und bereitete sich aufs Nachtleben ihrer Grossstadt vor.

===

Während Ali, alleinstehend und depressiv, mit Spamen ein Stockwerk über ihnen beschäftigt war, bekam Osama, ein Stockwerk darunter, grössenwahnsinnig und betäubt von seinen Drogen, einfach keinen hoch.

Die Kinder, angespannt vor dem letzten Schultag dieser Adventswoche, wollten nicht einschlafen, nicht allein, weil die Flieger sie bekloppt machten, sondern, weil ihnen niemand einen Gute Nacht-Kuss gegeben hatte.

Köln! Stadt der Multi-Kultis und Einwanderer.

===

Immerhin hatte es keine vandalistischen Kinder mehr gegeben, die den Notalarm vom 11.-8. Stock ausgelöst hatten, dies war in dem Jahr zuvor ca. 8 mal der Fall gewesen. Immerhin: Kein Feuerwehreinsatz.

Dennoch lag eine Ruhelosigkeit über diesem Haus, in dem frau nie wusste, ob irgendwer ausrasten und kriminell werden würde. Die Wahrscheinlichkeit hierfür war gross. Im 4. Stock war bereits schon einmal geklaut worden und um die Weihnachtszeit trieb sich Werbe-Gesöcks von Tür zu Tür rumm, wo ebenso unsicher war, ob sie einem was andrehen oder klauen wollten.

Unterdessen hatte die Literatin der Moderne soeben ihren Gedanken festgehalten bezüglich ihrer Zielsetzungen für das kommende Jahr. Vergangenheiten abgestreift war sie bereit, noch ein paar sinnige Sätze zu formulieren.

===

Während die Bourgeoise ihrer auserwählten Stadt bereits 2 Stunden zuvor die Bürgersteige hochgeklappt hatten, gegebenenfalls noch mit dem Vorbereiten ihrer Fahrzeuge in ihren Doppelgaragen beschäftigt waren und froh darüber, mit dem neuen Solardach sowie der neunen Wärmedämmung, die staatlich gefördert wurde, einen effektiven Beitrag zum Klimaschutz getätigt zu haben, ihre Steuererklärungen fürs Jahr mit dem Absetzen ihrer alljährlich-vorweihnachtlichen, sozialen Spendenbeiträge in dieser Woche noch zu einem ergiebigen, sehenswerten Resultat des Reingewinns gekommen waren, fuhren die endlosen Autoschlangen auf ihrer vierspurigen Strasse (mit integrierter Strassenbahn in der Mitte) der Autobahn einer besseren Welt entgegen.

===

Es handelte sich hierbei um jene Bevölkerungsschicht der wohlhabenden Gesellschaft, die sich gezielt dort eine Gemach in der Grossstadt gesucht hatte, welches fern von all jenem Proletariat war, das unbequem laut werden konnte und zu allem Übel auch noch politisch-fordernd wurde. Umverteilung zwecks Gleichverteilung wurde gerne von der Tischkante geschoben und auf eine solche Weise unsichtbar gemacht, dass es nicht zu existieren schien in ihren ach so klugen Köpfen.

===

Natürlich selbstverständlicherweise weltoffene Geister zukünftigen Konjunkturaufschwungs.

===
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Re: Die Literatin der Moderne, Teil 1-8

Beitrag von Jeannette-Anna Hollmann » Sa 6. Jan 2018, 06:30

Vorweihnachtliche Begegnung...

Nachdem ihre Eltern wieder gefahren waren und ihr alles aus dem Jahr hochgekommen war (Trennungen, Tode, etc.), dachte sie noch lange über diesen Nachmittag nach.

Ihr Vater hatte eine Weihnachtsgeschichte im niederrheinischen Dialekt geschrieben und ihr vorgelesen.
Es hatte erstaunlich gut getan, ihn noch einmal in diesem Schicksalsjahr zu sehen, obschon sie oftmals sehr grosse Differenzen hatten: Eine gewisse Verbundenheit würde immer bleiben und sie liebte seinen ironischen Humor.

Auch ihre Mutter ging mit ihrer Trauer um den Tod ihres langjährigen Freundes sowie ihren Trennungserlebnissen diesmal sehr gefühlsbetont und empathisch um.

Was war geschehen? Hatte sie irgendwas verpasst? Was hatte sich so plötzlich geändert? Oder hatte sie es einfach nicht bemerken wollen all die Jahre zuvor, dass sie von ihnen geliebt wurde? Es nicht zulassen wollen? Vielleicht war es einfach etwas anderes...., dieser Abschied für immer..., der auch irgendwann mit ihnen anstehen würde, vielleicht hatten sie nun begriffen, dass sie eine imgrunde sehr sensible Tochter hatten. Oder hatten sie es schon immer gewusst?

Natürlich könnte sie sich auch sagen, dass sie besorgt waren, wie immer... Aber dennoch hatte sie das erste Mal den Eindruck, dass sie verstanden wurde in ihrem Schmerz.

===

Jedenfalls konnte sie ihre noch ausstehenden Rechnungen, die ihr dann doch Kopfzerbrechen bereitet hatten, pünktlich zum Jahresende begleichen... Grins


Aber, es war nicht alles. Es war ein - nach langer Zeit - harmonischer Tag mit ihnen gewesen, den sie dringend alle drei gebraucht zu haben schienen.

===

Allmählich fand sie wieder so etwas wie Werte für ihr Sein.

Beispielsweise:
Die Liebe ist da, um zu lieben, nicht, um zu leiden.
Oder:
Das Leben ist ein Geschenk.

Vielleicht würde sie dies im kommenden Jahr weiterbringen. Irgendwie.

===

Frauen!

Auf eine weitere kalte Dusche konnte sie für dieses Jahr verzichten.

Weihnachten und den Tag danach noch heisse, innigliche Liebesgeständisse und Zärtlichkeiten, jedoch sobald sie Verbindlichkeiten setzte, gab es den Rückzug von der anderen Seite.

Auf derartige Spielchen hatte sie nun nach 2 Jahren Hin un Her keine Lust mehr. Kein Spielball der Gefühle mehr sein. Eins ihrer Ziele fürs kommende Jahr.

===

Der letzte Tag in diesem Jahr begann mit Böllern, die sie aus dem Bett fallen liessen.

Nach einer politischen Grossdemo in ihrer Stadt, die sie nochmals die Gefahren freier Meinungsäusserungen ihrer eigenen Rasse spüren liessen und dass sich doch alles sehr zum Nachteil entwickelt hatte (von Konjunkturaufschwung jeglich in den Köpfen der herrschenden PolitikerInnen die Rede), sowie der Weihnachtsansprache der Kanzlerin, war ihr schlicht und ergreifend so übel geworden, dass sie das ganze Waschbecken vollgekotzt hatte.

Diese Stadt war nicht mehr sicher. Wie das ganze Land, welches nun raffgierig von religiösen Extremisten von aussen erobert werden sollte.

Wollte sie dies mit machen? Mit ansehen? Was war zu tun? Die Rolle der Entertainerin passte nicht zu ihr, um alles ironisch auf die Schüppe zu nehmen, so lange, wie es toleriert wurde....

Bilder dazu malen lag ihr ebenso fern, wie in ihrem burn-out-Sein politisch nochmals aktiv zu werden.

===

Soeben das Telefonat mit ihrer Süssen noch im Ohr, liess sie die Zeit wirken und nahm sich vor, diesen Silvesterabend ganz besinnlich für sich zu feiern. Die anderen waren ihr zu crazy. Sie konnte es nicht mehr hören, wie ihre Ohren vollgepumpt wurden mit Sorgen anderer, schliesslich hatte sie den Tod ihres Exs in diesem Jahr bewältigt. Irgendwie... Oder nicht? - Es würde noch dauern. Gestern wäre er 52 geworden. Sie hatte ein langes Telefonat mit seiner Mutter geführt und beide hatten sie geweint. Der Schmerz sass tief.

Irgendwo in den islamischen Ländern flog die A 380, die er mit konstruiert hatte, jetzt durch die Lüfte. Irgendwo fuhren jetzt bestimmt seine Porsche durch die Gegend, wo er in den 90ern das Design gemacht hatte. Irgendwo in Hamburg schlief jetzt der kater, der sich in den letzten Wochen seines Krebsleidens immer zu ihm auf den Schoss gesellt hatte... Seine Tochter aus 1. Ehe hatte seine Mutter einige Wochen besucht, was sie sehr beruhigt hatte.

Wie sollte das Kapitel in der Philosophie über den Tod bei ihr gestaltet sein ohne dass jemand daraus falsche Konsequenzen zog?

In ihrem alten von ihr gegründeten freenet-Philosophie-Forum waren um diese Jahreszeit immer recht viele Selbstmordkandidaten unterwegs, was sie seinerzeit, als sie dort noch aktiv war, oft den letzten Nerv gekostet hatte.

Sie überlegte die ersten Thesen, die sie nun ohne männliche Einwände schreiben würde.

===

Keine Sorge!

Ich schreibe hier weiter... Mir sind nur gerade ein paar Bücher auf den Kopf gefallen...

===

Kurzentlschlossen schob sie das Thema auf Seite zu den anderen Büchern, die darüber bereits geschrieben waren. Grins

===

Der heutige Tag war gelaufen. Irgendwie aber war er noch nicht rumm.

Sie überkreuzte ihre Beine und legte sie gemütlich Richtung Couchlehne an, um sich das typische Piss-Wetter Kölns und die Autolärm-Luft, die von der Balkontür ausging, noch mal vor Augen zu halten. Umso genüsslicher würde sie mit umso grösserer Entschiedenheit ein paar Tage am Niederrhein in ihrer Heimatstadt Urlaub machen.

===

Nun isses so, dass die Literatin der Moderne zur Zeit verliebt is.

Deswegen kann sie nicht weiterschreiben.

Vielleicht schreibt sie irgendwann mal, wie alles gekommen war.

Auf jeden Fall issie glücklich verliebt diesmal.

===

Fortsetzung:

====

Mit einem entschiedenen Vielleicht fasste sie den Entschluss der Dinge zu verharren, die da noch kommen würden. Heute schliesslich hatte sie noch keine Verletzungen innerhalb eines kulturellen Ganzen erlebt.

Und sie brauchte dafür noch nicht mal einen Filter mit dem Umfang ihres Kaffeefilters, sie brauchte jeglich ihre eigenen 4 Wände.

Ende!

(Keine Sorge geht noch weiter...!) :lol:

Seit ihrer Scheidung nahmen Affären überhand und sie mass dem nicht mehr einen solch hohen Stellenwert bei, wie sie es tat, als sie noch beziehungsorientiert gelebt hatte.

Manchmal waren sie lästige Begleiterscheinungen, die sie aus dem Gleichgewicht gebracht hatten, den Kopf für andere Dinge frei zu haben, manchmal war es ein Zustand des Stillstehens im Glück und manchmal erhielt sie den Eindruck, als gäbe es doch so etwas wie Beständigkeit in den Gefühlen zu jeglich einem Menschen.

Insgesamt wurde es weniger eine Belastung als einfach ein Genuss des Augenblicks der Spontanität. Sie gewöhnte sich an die leidenschaftlichen Wechselbäder ihrer Frauen. Um einen Umgang damit zu finden, schaffte sie sich andere Prioritäten.

===

Eine davon war es, politisch zu denken.
Eine andere wiederum war die Kunst.

Wenn sie politisch dachte, wurde ihr Kampfgeist gefördert, Kunst dagegen beruhigte sie; dennoch erfüllte sie beides mit einer Leidenschaft, wie sie sie nur beim Autofahren auf einsamen Strassen kannte, die kein Ende nahmen.

Wollte sie alles wieder neutralisieren, so begann sie physikalisch-astronomisch im mathematisch-logischen Sinn Formeln für eine Art sich selbst erfüllendes System zu konstruieren, die ein Beruhigen ihres Ordnungssinnes bewirkten, womit sie ihren Verstand trimmte.


Aber diesmal schien es sie "erwischt" zu haben:

Wie im Rauschzustand befand sie sich in ihren Ursprungsgefühlen des Verliebt-Seins. Es wollte gar nicht aufhören.

Ununterbrochen war ihre Geliebte bei ihr. Sei es in ihrem Kopf, sei es, dass sie sich sahen oder nicht sahen...

Das Gute war die Gegenseitigkeit, mit welcher sie voneinander profitierten und sich ergänzten. Sie kannte sich weniger mit ihrer eigenen Gefühlswelt aus und der ihrer Angebeteten, was diese ihre ziemlich schnell klar machte, während Astrid eher Schwierigkeiten mit der Welt der Formeln und Elektrik hatte. Beides war in der heutigen Zeit irgendwie überlebensnotwendig.

Sie hatten sich zögerlich kennengelernt. Im Urlaub. Zufälligerweise wohnten sie jedoch beide in Köln. Nach dem gegenseitigen Beschnuppern und Abchecken im Urlaub hatten sie Nummern ausgetauscht, um festzustellen, dass auch ein geteilter Alltag nichts an ihrer überaus fruchtigen Intensität des Zusammenseins nichts änderte.

===

Astrid, die sich wunderte, dass sie nun ein handy oder DVD-Player bedienen konnte, hatte ihr viel erzählt über ihre Psysche, die sie bis dahin gut zu verstecken gewusst hatte. Lange Zeit übrigens. Ein paar Jahre war sie nicht mehr so glücklich verliebt gewesen. Und je mehr sie damit in sich ging, desto mehr wurde ihr klar, dass sie wohl kaum mit einer so nahe gestanden hatte und Verliebt-Sein eher mit Sympathie verwechselt hatte. Auch wenn es alles Bettgeschichten gewesen waren.

Astrid hatte etwas typisch-Feminines an sich, was die Literatin der Moderne schon immer fasziniert hatte.

Die Art, mit der sie sich ins Gespräch vertieften, die Art, mit der sie ein Glas Wasser trank oder eine Zigarette abaschte, sich durch ihr prachtvolles, langes, schwarzes Haar fuhr, sich zurecht machte vorm Spiegel und zeitgleich alles von ihr zu durchschauen schien..., dann wieder lächelnd auf sie zukam, berührte und küsste, obwohl sie bis dahin ausschliesslich Männerbeziehungen gehabt hatte..., all das war für sie ein Weltwunder, mit dem sie nicht mehr gerechnet hatte.

Und:

Sie hatte ihr den Kopf gewaschen: Ihre Gefühlswelt war mehr und mehr dabei gewesen, zu einem Betonstein zu verhärten, der sich nichts mehr sagen liess.

Sie war von einem Schwall an Emotionsknoten wie schlagartig befreit, begann ihr Selbstbwusstsein wieder aufzusammeln und spürte die ungeheuerliche Liebesenergie, mit der sie aufeinandergetroffen waren.

Astrid hatte: "Ich liebe Dich" nicht einfach so dahergesagt, nein, sie spürte, dass sie es ernst mit ihr meinte. Genoss das Leben schrittchenweise wieder in vollen Zügen, auch, wenn sie manchmal noch die Trauer vom Vorjahr einfing, aber sie fand sich in der Gegenwart wieder, spätestens, wenn sie sich begegneten, berührten, liebten...

===

Sie liebte ihr Leben wieder, so, wie es war.

Ihr Sein hatte endlich wieder den höheren Wert gefunden, mit dem sie nun durch die Strassen ihrer Stadt schlendern konnte. Die Stadt, die nun völlig egal geworden war, kulturelle Verletzungen, denen sie wieder stand halten konnte. Beständigkeit, die gelebt werden wollte...

Hier könnte ich eigentlich aufhören... Ich mache dennoch weiter. Irgendwann. 8-)

===
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Re: Die Literatin der Moderne, Teil 1-8

Beitrag von Jeannette-Anna Hollmann » Sa 6. Jan 2018, 06:37

Spontan fiel ihr das Lieblingsbuch ihrer Mutter ein:

"Es ist ja so einfach!"


Warum hatte sie so alt darüber werden müssen?


Weiter...

Boahr loids...

Watt hab ich denn da fürn Simmel-Schnulz geschrieben???

Keine Sorge, ich werd bald wieder intellektueller hier.

===

Sie schob die DVD "The Hours" mit Virginia Wolf ins unterste Fach ihrer Sammlung, die aus 2 DVD´s bestand und versprach ihrer Geliebten für irgendwann später, das remake zu begutachten.

Irgendwann Anfang diesen Jahrtausend hatte sie den Kinofilm gesehen, aber es hatten sie die 2 Selbstmorde dort sehr deprimiert, so dass sie ihn erst mal wieder verdrängt hatte. Eignete er sich doch ganz gut zum Triggern und fielen ihr derartige Filme meist dann auf, wenn selbst sie nicht gerade in ausgeglichener Stimmung war.

Erst mal wieder zu Hause ankommen. Sammeln. Termine und Pflichten erledigen.

Die Stadt ihrer Zeitepoche schien ganz gut ohne sie auszukommen; erst, da sie dieses Gefühl überkam, konnte sie wieder darin leben.

Bei der "Lit Cologne 08" wäre sie jeglich als Konsumentin und für übliche Intellektuellen-Tratsche aufgetaucht und es hätte sie nicht wirklich weitergebracht. Was überhaupt hiess weiterbringen???

Den Ausflug in ihr Seelenleben mit ihrer Süssen in Zeiten des Verliebtseins hatte sie sich daher nicht nehmen lassen.

Das Problem war jeglich ihr unterschiedlicher Lebensstandard:

Während für sie Gesundheit wichtig war, um arbeiten zu gehen, war für ihre Süsse in der Welt der Cafes, Kinos und Urlaube des anderen Lebensstandards Gesundheit kein Problem, da es nicht zu ihrer Existenzsicherung zählte, die sie bereits hatte durch ihre wohlhabenden Eltern. Und davon abhängig sein oder werden, wollte sie in keinem Fall. Es entsprach nicht ihrer Würde, verletzte ihren Stolz, trug nicht dazu bei, Verletzungen eines kulturellen Ganzen in ihrer Gesellschaft zu übersehen.

Stets war sie für sich selbst aufgekommen, nur einmal hatte sie diesen schwerwiegenden Fehler gemacht... Sie würde sich darin nie mehr verweichlichen lassen.

===

Mehr und mehr wurde ihr klar, dass sie sich auf eine Luxusfrau eingelassen hatte, die sicherlich Ballettunterricht in ihrer Jugend genossen, ein eigenes Pferd besessen und eigentlich auch nie viel gearbeitet hatte. Sie sah es an ihren Händen, welche kaum Falten hatten, was nicht mit Eleganz zu verwechslen war für sie.

Seitdem war Einiges geschehen und sie hatte einen ONS gehabt mit ihrer neuen Hetero-Freundin.

Was sie davon halten sollte, war ihr ein Rätsel. Erst mal stand fest, dass sie baden ging.

Bis denne

===

Sonnhild, 48, blond-braunäugig, stolze Löwinnen-Mutter von 6 Kindern sowie Drillingsschwester, manisch-depressiv mit einem nicht weiter erwähnenswerten Drogenproblem, war geschieden, bodenständig und hatte ihre Frau mehr als gestanden im Leben.

Immerhin konnte sie sich schon die Namen ihrer 3 Töchter merken:
Jennifer (16), Margit und Isabelle. Mit Männernamen hatte sie schon immer in den letzten Jahren Probs gehabt, wahrscheinlich, weil sie ihr nicht wichtig waren. Der Jüngste war 14, soviel hatte sie sich gemerkt.

Ihre Gespräche der letzten Wochen hatten fast ausschliesslich darin bestanden, sich kennenzulernen. Dazu gehörten Sonnhilds Männer und ihre Frauen.

Sie hielt inne und bemerkte das Gurren der Taube, die sich auf ihrem (ausgerechnet ihrem!!!) Balkon niedergelsssen hatte, um auf einem Ei in einem Nest hinter ihrem schräg aufgestellten Balkontisch zu brüten. Als sie in den letzten Wochen nicht in ihrer Wohnung gewesen war, hatte sich dieses Taubenpäärchen, welches nun regelmässig und nicht mehr wegzudenken war, ohne sie zu fragen, diesen geschützten Platz ausgesucht, so dass sie nun nicht einfach dort ohne vorher ins Nest zu gucken, über das Lichtermeer Kölns blicken konnte. Es war jetzt ihr Revier und sie hatten es ordentlich mit ihrer Taubenscheisse markiert.

===

Ihre türkische Nachbarin unterdessen hatte einen solch heftigen Streit heute mit ihren 2 Mädels gehabt, dass sie schon überlegt hatte, ob sie die Polizei verständigen sollte. Es war sehr laut geworden und irgendwelche Möbelstücke hatten gegen die Wand gedonnert.
Sie hatte ihre platonische Freundin zur Tür verabschiedet, als ihre Nachbarin angehumpelt kam. Mit dem Fuss gegens Sofa getrampelt, Älteste sei nervös und so...

Na ja, nun jedenfalls schien auch dies vorbei zu sein und sie überlegte, was sie mit dem heutigen Tag anstellen sollte.

Sollte sie auf die 80er-Jahre Party gehen, auf die sie von Sonny (Sonnhild) eingeladen war? - Es war eine Hetero-Party, was sie eh schon nicht mehr so gewöhnt war...

Sie ging wieder in ihr Berufsleben zurück.

Sie war dort mit der Frage stehen geblieben, ob Menschen, die alltäglich von ihr umgeben waren, mehr von Architektur ge-, als betroffen waren. Auch, ob junge Architektinnen es schaffen würden, Architektur wieder liebenswert und ansehnlich zu gestalten.
Da sie selbst in einem Klotzbau lebte, hatte sie schon ganz vergessen, was nicht rationale Sozialbauten ausmachte, zumal ihr klar war, dass sie nie darin wohnen würde.
Architekten aus ihrer und der Generation davor hatten grösstenteils die Architekuren mit Quadratbauten verschandelt.
Kreise hatten für sie einen anzüglicheren Stellenwert, mehr noch Ovale.

===

Mit einem entschiedenen Vielleicht fasste sie den Entschluss der Dinge zu verharren, die da noch kommen würden. Heute schliesslich hatte sie noch keine Verletzungen innerhalb eines kulturellen Ganzen erlebt.

Und sie brauchte dafür noch nicht mal einen Filter mit dem Umfang ihres Kaffeefilters, sie brauchte jeglich ihre eigenen 4 Wände.

Ende!

(Keine Sorge geht noch weiter...!) :lol:

Seit ihrer Scheidung nahmen Affären überhand und sie mass dem nicht mehr einen solch hohen Stellenwert bei, wie sie es tat, als sie noch beziehungsorientiert gelebt hatte.

Manchmal waren sie lästige Begleiterscheinungen, die sie aus dem Gleichgewicht gebracht hatten, den Kopf für andere Dinge frei zu haben, manchmal war es ein Zustand des Stillstehens im Glück und manchmal erhielt sie den Eindruck, als gäbe es doch so etwas wie Beständigkeit in den Gefühlen zu jeglich einem Menschen.

Insgesamt wurde es weniger eine Belastung als einfach ein Genuss des Augenblicks der Spontanität. Sie gewöhnte sich an die leidenschaftlichen Wechselbäder ihrer Frauen. Um einen Umgang damit zu finden, schaffte sie sich andere Prioritäten.

===

Eine davon war es, politisch zu denken.
Eine andere wiederum war die Kunst.

Wenn sie politisch dachte, wurde ihr Kampfgeist gefördert, Kunst dagegen beruhigte sie; dennoch erfüllte sie beides mit einer Leidenschaft, wie sie sie nur beim Autofahren auf einsamen Strassen kannte, die kein Ende nahmen.

Wollte sie alles wieder neutralisieren, so begann sie physikalisch-astronomisch im mathematisch-logischen Sinn Formeln für eine Art sich selbst erfüllendes System zu konstruieren, die ein Beruhigen ihres Ordnungssinnes bewirkten, womit sie ihren Verstand trimmte.


Aber diesmal schien es sie "erwischt" zu haben:

Wie im Rauschzustand befand sie sich in ihren Ursprungsgefühlen des Verliebt-Seins. Es wollte gar nicht aufhören.

Ununterbrochen war ihre Geliebte bei ihr. Sei es in ihrem Kopf, sei es, dass sie sich sahen oder nicht sahen...

Das Gute war die Gegenseitigkeit, mit welcher sie voneinander profitierten und sich ergänzten. Sie kannte sich weniger mit ihrer eigenen Gefühlswelt aus und der ihrer Angebeteten, was diese ihre ziemlich schnell klar machte, während Astrid eher Schwierigkeiten mit der Welt der Formeln und Elektrik hatte. Beides war in der heutigen Zeit irgendwie überlebensnotwendig.

Sie hatten sich zögerlich kennengelernt. Im Urlaub. Zufälligerweise wohnten sie jedoch beide in Köln. Nach dem gegenseitigen Beschnuppern und Abchecken im Urlaub hatten sie Nummern ausgetauscht, um festzustellen, dass auch ein geteilter Alltag nichts an ihrer überaus fruchtigen Intensität des Zusammenseins nichts änderte.

===

Astrid, die sich wunderte, dass sie nun ein handy oder DVD-Player bedienen konnte, hatte ihr viel erzählt über ihre Psysche, die sie bis dahin gut zu verstecken gewusst hatte. Lange Zeit übrigens. Ein paar Jahre war sie nicht mehr so glücklich verliebt gewesen. Und je mehr sie damit in sich ging, desto mehr wurde ihr klar, dass sie wohl kaum mit einer so nahe gestanden hatte und Verliebt-Sein eher mit Sympathie verwechselt hatte. Auch wenn es alles Bettgeschichten gewesen waren.

Astrid hatte etwas typisch-Feminines an sich, was die Literatin der Moderne schon immer fasziniert hatte.

Die Art, mit der sie sich ins Gespräch vertieften, die Art, mit der sie ein Glas Wasser trank oder eine Zigarette abaschte, sich durch ihr prachtvolles, langes, schwarzes Haar fuhr, sich zurecht machte vorm Spiegel und zeitgleich alles von ihr zu durchschauen schien..., dann wieder lächelnd auf sie zukam, berührte und küsste, obwohl sie bis dahin ausschliesslich Männerbeziehungen gehabt hatte..., all das war für sie ein Weltwunder, mit dem sie nicht mehr gerechnet hatte.

Und:

Sie hatte ihr den Kopf gewaschen: Ihre Gefühlswelt war mehr und mehr dabei gewesen, zu einem Betonstein zu verhärten, der sich nichts mehr sagen liess.

Sie war von einem Schwall an Emotionsknoten wie schlagartig befreit, begann ihr Selbstbwusstsein wieder aufzusammeln und spürte die ungeheuerliche Liebesenergie, mit der sie aufeinandergetroffen waren.

Astrid hatte: "Ich liebe Dich" nicht einfach so dahergesagt, nein, sie spürte, dass sie es ernst mit ihr meinte. Genoss das Leben schrittchenweise wieder in vollen Zügen, auch, wenn sie manchmal noch die Trauer vom Vorjahr einfing, aber sie fand sich in der Gegenwart wieder, spätestens, wenn sie sich begegneten, berührten, liebten...

===

Sie liebte ihr Leben wieder, so, wie es war.

Ihr Sein hatte endlich wieder den höheren Wert gefunden, mit dem sie nun durch die Strassen ihrer Stadt schlendern konnte. Die Stadt, die nun völlig egal geworden war, kulturelle Verletzungen, denen sie wieder stand halten konnte. Beständigkeit, die gelebt werden wollte...

Hier könnte ich eigentlich aufhören... Ich mache dennoch weiter. Irgendwann.

===

Spontan fiel ihr das Lieblingsbuch ihrer Mutter ein:

"Es ist ja so einfach!"


Warum hatte sie so alt darüber werden müssen?


Weiter...

Boahr loids...

Watt hab ich denn da fürn Simmel-Schnulz geschrieben???

Keine Sorge, ich werd bald wieder intellektueller hier.

===

Sie schob die DVD "The Hours" mit Virginia Wolf ins unterste Fach ihrer Sammlung, die aus 2 DVD´s bestand und versprach ihrer Geliebten für irgendwann später, das remake zu begutachten.

Irgendwann Anfang diesen Jahrtausend hatte sie den Kinofilm gesehen, aber es hatten sie die 2 Selbstmorde dort sehr deprimiert, so dass sie ihn erst mal wieder verdrängt hatte. Eignete er sich doch ganz gut zum Triggern und fielen ihr derartige Filme meist dann auf, wenn selbst sie nicht gerade in ausgeglichener Stimmung war.

Erst mal wieder zu Hause ankommen. Sammeln. Termine und Pflichten erledigen.

Die Stadt ihrer Zeitepoche schien ganz gut ohne sie auszukommen; erst, da sie dieses Gefühl überkam, konnte sie wieder darin leben.

Bei der "Lit Cologne 08" wäre sie jeglich als Konsumentin und für übliche Intellektuellen-Tratsche aufgetaucht und es hätte sie nicht wirklich weitergebracht. Was überhaupt hiess weiterbringen???

Den Ausflug in ihr Seelenleben mit ihrer Süssen in Zeiten des Verliebtseins hatte sie sich daher nicht nehmen lassen.

Das Problem war jeglich ihr unterschiedlicher Lebensstandard:

Während für sie Gesundheit wichtig war, um arbeiten zu gehen, war für ihre Süsse in der Welt der Cafes, Kinos und Urlaube des anderen Lebensstandards Gesundheit kein Problem, da es nicht zu ihrer Existenzsicherung zählte, die sie bereits hatte durch ihre wohlhabenden Eltern. Und davon abhängig sein oder werden, wollte sie in keinem Fall. Es entsprach nicht ihrer Würde, verletzte ihren Stolz, trug nicht dazu bei, Verletzungen eines kulturellen Ganzen in ihrer Gesellschaft zu übersehen.

Stets war sie für sich selbst aufgekommen, nur einmal hatte sie diesen schwerwiegenden Fehler gemacht... Sie würde sich darin nie mehr verweichlichen lassen.

====

Mehr und mehr wurde ihr klar, dass sie sich auf eine Luxusfrau eingelassen hatte, die sicherlich Ballettunterricht in ihrer Jugend genossen, ein eigenes Pferd besessen und eigentlich auch nie viel gearbeitet hatte. Sie sah es an ihren Händen, welche kaum Falten hatten, was nicht mit Eleganz zu verwechslen war für sie.

Seitdem war Einiges geschehen und sie hatte einen ONS gehabt mit ihrer neuen Hetero-Freundin.

Was sie davon halten sollte, war ihr ein Rätsel. Erst mal stand fest, dass sie baden ging.

Bis denne

===

WIEDERHOLUNG LÖSCHEN!!!

===

Es war glasklar für sie, dass sie sich nicht mehr den Strassen und Tiefbau fürs werkeln aussuchen würde, dann wohl doch eher den Hochbau.

Sie wollte wieder Zeichnerin sein.

Die Ehrlichkeit der Architektur sollte mit ihr wiederbelebt werden in die Richtung, in der sie Architektur als schön empfunden hatte.

*Hier werde ich mal nö Zeichnung einfügen denke ich...späder... vonner Architektin, die aus ner kreisförmigen Gitterstruktur-Figur heraus auf ihre Skizze einen Kreis mit Gitterkonstruktion malt.*


Es war eine Zumutung sondergleichen, was das Gros an Architekten ihrer Zeit verbrochen hatte.

===
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(2004-2007)
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Re: Die Literatin der Moderne, Teil 1-8

Beitrag von Jeannette-Anna Hollmann » Sa 6. Jan 2018, 06:40

Erst mal stand Ostern an und der Besuch von ihrer Freundin Nadja, die im Hospiz war.

Sie hatte es sich gewünscht. Wollte noch mal ihre alte Wohngegend sehen...

Es würde keine leichte Begegnung sein. Schliesslich hatten sie seit 8 Jahren eine Freundschaft und die Literatin der Moderne hatte mit Nadja gemeinsam viele schwere Stunden durchlebt. Da war das Warten auf eine gesunde Leber, die Transplatation, der Besuch, nachdem sie von Köln weggezogen war, bei ihr und ihrem Vater 100km südlich von Köln, zahlreiche Telefonate... Austauchs über Literatur und Filme, Liebschaften, was eben alles so eine Freundschaft ausmacht.

*Woahr! Wann geht mein Hirnknoten endlich wech???*

Sie würde mit dem Taxi kommen, da sie schon nicht mehr so gut auf den Beinen war... Aber, Nadja wollte unbedingt nochmal in ihrer alten Heimat spazieren gehen. Zu dumm, dass ausgerechnet jetzt das Telefon der Literatin der Moderne nicht mehr funzte. Es hatte einen Sturm in ihrer Schlafens-Abwesenheit gegeben, der dies möglicherweise verursacht hatte.

Die modernen Kommunikationsmittel! Wie sie das hasste! Nun musste sie mit ihr übers handy gehen zwangsläufig... Einen Pc mit inet-Anschluss hatte sich ihre Bekannte nicht mehr zugelegt, da sie Holter die Polter ins Hospiz gegangen war. Hauptsache erst mal weg von ihrem dad, den sie bis dahin noch versorgt hatte trotz Krebsleiden. Das war auch gut so, Nadja selbst war eine sehr zerbrechliche Frau, die die Launen ihres alten Herrn nun nicht mehr ertrug. Auch hatte sie noch 2 Geschwister, die sich schliesslich mal kümmern könnten! Sie musste alle Kraft für sich beisammen halten und die Literatin der Moderne würde sie darin unterstützen. Es war nur gut, dass sie mal für ein paar Stunden aus dem Hospiz rauskam über Ostern.

===

Was für eine Geldmacherei!

Sie war vor wenigen Wochen bei einer Ärtzin, welche, obwohl sie ganz heftig unter Anämie litt, ihr jeglich ein Eisenpräparat verschrieben und sie dann zur Blutabnahme pünktlich zum Quartalsende gebeten hatte, um dann beim nächsten Quartal wieder eine Abrechnung machen zu können! - Darauf würde die Literatin der Moderne nicht weiter reinfallen und kurzentschlossen strich sie diesen Termin an dem Morgen der kurzen Woche nach Ostern. Sie würde zu einer gescheiten Internistn gehen, die ihr empfohlen worden war, um dort fachgemäss und sofort wirksam behandelt zu werden. Es fehlten ihr nämlich noch Folsäure und B12. Das könnte sie alles in Einem in der nächsten Woche bei der Internistin behandeln lassen.

April war stets das Wetter gewesen, welches ihrem Temperament am nächsten war: Himmelhochjauchzend zu Tode betrübt. Dies jedoch war nicht vom Wetter abhängig, es ging eher einher mit der Wechselhaftigkeit ihrer Frauen. Diese schienen es besonders gern ausleben zu wollen seit ca. 2 Wochen.

So verkroch sie sich schreibenderweise im inet.

===

War das das Ende ihrer virtuellen Arbeit, dass sie feststellen musste, dass sie einigen die Freude bereitet hatte, sich über ihren Schreibstil zu belustigen bzw. das Unausgesprochene vom Mund abzulesen, wo diese nicht mehr die Traute hatten, sich zu äussern? Hatte sich ihr Schreiben soweit von ihr selbst entfremdet und verselbstständigt, dass sie sich nicht mehr damit identifizieren konnte?

Was war der Sinn des Ganzen, dass sie nun schon jahrelang als virtuelle Entertainerin im inet Beschäftigung mit ihren Gedanken gefunden zu haben schien?

Waren es immer wieder Frauen gewesen, die sie dazu bewegt hatten, dies unentgeltlich weiter zu betreiben? Sollte es immer so weiter gehen, dass sie täglich diesem Kasten gegenübersass, tatsächlich jedoch ganz woanders war?

Sie hatte sich mit Philosophie, Kunst, Politik, Feminismus und vielen anderen Themen nun soweit auseinandergesetzt, dass fast kein Raum mehr geblieben war, zu denken, hatte sich eine prima Mauer zu der Realitiät geschaffen, in der sie nicht weiter veharren wollte, jedoch war ihr auch dabei nun der Sinn englitten.

Was bedeutete es, Forenarbeit ohne Forum zu betreiben, was, ein Bloggerinnen-Forum zu besitzen, wo ihr noch nicht mal klar war, mit welcher Leserschaft sie es zu tun hatte.

War es wirklich Ansporn genug, zu wissen, dass sie in ihren alten Foren hohen Besucherinnenandrang verzeichnen konnte. Ansporn, sich abzureagieren durch Schreiben? Hatte sie dazu überhaupt noch Lust? Lust darauf zu lesen, was andere dachten, zu schreiben, was sie selbst dachte?

Eine gewisse Befremdlichkeit hatte sie nun schon seit einiger Zeit umgeben, wenn sie sich vor diesen Kasten setzte.

===

Es weitete sich aus auf die sogenannte Realität, dass sie nicht mehr wusste, warum Kommunikation betrieben wurde. Diese an sich war ihr eine grosse Last geworden, ihre Freundinnen waren belastend, auch, wenn sie mit ihnen stets gelacht hatten...

Burn out!


Im Tun an sich war es nicht weiter auffallend gewesen, was sie getan hatte, wenn sie täglich einige Stunden vor dem Kasten verbracht hatte.

Allein mit ihren Gedanken stand sie sich im Weg.

Liebeskummer?

Gedankenklauer oder etwaige Analysierer waren ihr dabei schon lange egal geworden. Nur so hatte sie weiter dieser sinnentleerten Beschäftigung nachgehen können.

Schliesslich war dies auch nicht gerade produktiv.

Woraus eigentlich bestand Produktivität tatsächlich?

===

Höchstwahrscheinlich hatte sie Liebeskummer...!

Was war der Sinn von Liebeskummer?

Sie hatte ihre Ex wiedergetroffen. Als Freundin. Schon lange hatten sie sich getrennt, lange schon war beiden klar gewesen, dass es so nicht gehen konnte.
Beruhigend, zu wissen, dass nun wieder alles im Rahmen eines normalen Problems war...

Es würde keine grössere Krise werden. Diesmal nicht. Immer war es schwierig aus einer Beziehung eine Freundschaft zu machen, aber einmal war es ihr bereits gelungen. Diese hielt nun schon 26 Jahre an.

- Guten Morgen zusammen! - 8-)

===

Seit 4 Jahren kannten sie sich nun. Im letzten Jahr waren sie nach 2 Jahren auseinander gegangen.

Es würde nicht weiter auffallend sein, weiterhin vor diesem Kasten zu verharren.
Es spielte für sie selbst auch gar keine Rolle, was andere darüber dachten.

Was also stand auf dem Programm für heute?

Ihre krebskranke Freundin, welche momentan im Hospiz lebte, würde bei ihr nächtigen. Sie hatten es so vereinbart und die Literatin der Moderne hatte ihr angeboten, jederzeit, wenn ihr danach war, zu ihr kommen zu können.
2 Tage hatte sie nach dem letzten Mal in der letzten Woche gebraucht, sich von dieser Aktion seelisch zu regenerieren, aber sie wollte ihre Freundin nicht im Stich lassen.
Umso mehr hatte es die Literatin der Moderne angerührt, als Nadja ihr gesagt hatte, dass sie sie sehr lieben würde.

Sie würde sich daher zunächst mal mit dem Haushalt am Vormittag beschäftigen müssen.

Alles war irgendwie liegen geblieben.

===

Schön war es daher, zu sehen, dass ihre Taubenjungen sich auf ihrem Balkon wohl fühlten.

Sie hatte ihnen Wasser hingestellt, woraufhin die Taubenmutter sich in die Lüfte erhoben hatte und sie zuvor am Arm gestreift hatte, da sie etwas torkelig an ihr vorbei losgestartet war.
Die Taubenjungen waren ruhig und eher neugierig.

Langsam wurden die anderen Vögel wach und es ergab sich ein kleines Frühkonzert.

Gesehen hatten sie sich bisher noch nicht. Fotos hatten sie sich geschickt und gechattet.

Sie war einfach überwältigt von ihr und es liess sie nicht mehr los.

Tagelang, nächtelang verbrachte sie in Gedanken bei ihr. Es ging soweit, dass sie nur so dasass und auf die Fotos starrte. Was für ein Mensch mochte sie sein? Würden sie sich jemals begegnen? Jetzt schon wurde der Literatin der Moderne ganz schummerig vor Augen, dachte sie an den Moment des ersten dates. Mittlerweile hatte sie einige Frauen sausen lassen, die an ihr interessiert und auch nicht unattraktiv waren.

Was aber von dieser schönen Unbekannten ausging, war umwerfend. Bereits jetzt. Wie das?

Sie genoss das Gefühl der Fremdheit. Und doch war schon sehr viel Nähe passiert zwischen ihnen...

Alles würde sie drum geben, könnte sie jetzt neben ihr sitzen, sich von ihrem Lächeln betören lassen, ihre Stimme hören, die Art, wie sie den Kaffee zu sich nehmen würde, beobachten.

Oder vielleicht würden sie sich auch im Freien auf einer Parkbank treffen. Sie würde den Wind, der ihr Haar streifen würde, nicht vergessen, nie würde sie den ersten Moment der Begegnung mit ihr vergessen.

Vielleicht würde ihr ein ebenso verunsichertes Paar hübscher Augen, wie sie es in dem Moment wäre, in der Bahnhofshalle entgegenstrahlen, gepaart mit Neugier und Sinnlichkeit.

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Re: Die Literatin der Moderne, Teil 1-8

Beitrag von Jeannette-Anna Hollmann » Sa 6. Jan 2018, 06:45

Vielleicht würde sie doch noch einmal eine Exen-Fete machen, ziemlich wahrscheinlich jedoch dann stellvertretend ein Portrait von sich als Gemälde auf den Stuhl deponieren..., einfach nur lächelnd dargestellt. Ob ihre Exen dieses Lächeln dann so deuten würden, dass sie immer zu allem letztendlich Ja und Amen gesagt hätte, oder ob es eher ironisch zu verstehen, wäre ihr dabei egal. Hauptsache sie müsste nicht über ihre schlechten Tischmanieren reden müssen... Schliesslich war es bei gewissen asiatischen Kulturen Gang und Gebe, dass frau nie wissen konnte, obs ein Anlächeln war oder ein Zähne zeigen.

Sie hatte sich darum gekümmert, für Nadja eine bessere Bleibe als das Hospiz zu finden.

Nun würde es an ihr liegen, sich zu entscheiden.

Es war ein Zimmer im Kölner Südwesten bei einem lieben Freund von ihr, den sie eingeweiht hatte und der damit umgehen konnte. Sie fand es würdiger und Nadja selbst wollte auch nicht länger im Hospiz im Kölner Norden verweilen, obgleich sie es von dort bequemer hatte, die Literatin der Moderne zu besuchen und bei ihr zu nächtigen.

Nadja hatte, schon bevor die Literatin der Moderne dort wohnte, in diesem Stadtteil gewohnt und war zu ihrem pflegebedürftigen Vater zurückgezogen, was jedoch nicht gut gegangen war.

In den letzten Wochen hatte die Literatin der Moderne sämtliche Mietspreise von Kölner 2-3 Zimmer Wohnungen kennengelernt, nachdem sie zuvor ständig Eigentumswohnungen für ihre Ex auf deren Bitte hin gesucht hatte.
Sie selbst hatte auch schon viele diverse Stadteile linksrheinisch in Köln kennengelernt, da sie fast nach jeder Trennung erst mal umgezogen war.

Vielleicht sollte sie Immobilienmaklerin werden, aber am besten ohne handy. :lol:

===

Vielleicht aber auch nicht. Aus irgendwelchen Gründen wollte sowohl ihre Ex nicht zu ihren Gefühlen stehen und war wieder zu ihrer festen Beziehung zurückgegangen, mit der sie zusammen lebte, als auch, dass Nadja sich nun entschlossen hatte, im Hospiz zu bleiben.
Aber, wenn sie überlegte, mit wieviel Exen sie schon auf Wohnungssuche gewesen war und ihre Umzüge geregelt hatte...

Sie spürte jedoch, dass sie nichts mehr unter Druck machen konnte und hatte sich für die geistige Freiheit entschieden. Ihrem Berufsleben den Laufpass gegeben. Endgültig! Zumindestens in ihrem erlernten Beruf als Zeichnerin. In den letzten Jahren hatte sie sich nochmal für den ein oder anderen Job interessiert, aber nicht wirklich stark gemacht. Wieder und wieder waren private Ereignisse dem zuvor gekommen. Sie war für all das nicht belastbar genug: Die Scheidung, der Tod ihres Ex-Verlobten, ständige Trennungen... Emotional war alles sehr zermürbend gewesen, wie sie gelebt hatte seit den letzten 7 Jahren.

Am frühen Abend hatte sie sich nochmal unter die Menschenmenge des Domes ihrer Stadt gemischt und durch einen Trödelmarkt mit ihrem Rad gewühlt. Umso erleichternder, wieder zu Hause angekommen zu sein. Es war nichts für sie: Der Autokrach und stressige Touriverkehr.
Einzig die Bewegung hatte ihr gut getan und, sofern noch was davon übrig geblieben war, die frische Luft.

Sie hatte niemanden getroffen, kurz mit ihrer langjährigen Freundin auf einer Bank mit dem handy telefoniert und die Fahrt am Rhein entlang, wo der Radweg im Kölner Norden nun endlich mal ausgebaut worden war, sowie das Glitzern des Flusses und das altvertraute Frühlingserwachen der Stadt liessen sie zumindest für den Augenblick glauben, dass sie sich doch am richtigen Ort befand.

Anschliessend sass sie noch in einem Eiscafe draussen. Aber als dort nur noch Männer sassen, wurde es ihr auch zu blöde... Zu Hause angekommen bekam sie noch kurzen Besuch einer Bekannten mit üblichem small-talk über deren Liebeskummer bezüglich Männern. Dann aber endlich war auch dieser Tag gelaufen. Sie konnte nun zum gemütlicheren Teil übergehen, die Nacht in den Tag zu verwandeln...


===

Ihre krebskarnke Freundin Nadja hatte sich entschieden:

Sie zog zu ihrem Vater zurück.

Wollte sie aufgeben oder einfach nur in ihrer vertrauten Umgebung sein?

Sie musste es selbst wissen. "Egal, wie Du Dich entscheidest, Nadja: Du wirst immer meine Freundin bleiben!" - hatte sie ihr gesagt.

Sie musste in dem Hospiz die Hölle durchgemacht haben...

Aber, es schien ihr immer noch besser zu gehen, würde sie in ihre Heimat zurückziehen, 100km südlich von Köln, als würde sie bei einem Freund der Literatin der Moderne im Kölner Südwesten wohnen.

Es war ein Abschied.

Die Tagesdecke mit dem Ornament eines keltischen Motivs, welche Nadja noch für sie ausgesucht hatte, starrte sie an.

Da sass sie nun mit ihrem keltischen Ursprung, überlegte, wie sie ihn verteidigen könnte.

===

Ihre letzte Kissenschlacht lag ca. 2 Monate zurück.

Was ihr ONS jetzt wohl machen würde?

Sonnhilde...., die ständig damit beschäftigt war, sich um ihre 6 Kinder zu kümmern...

Während sie nun schon seit ein paar Monaten eine Freundschaft mit ihrer 2-jährigen Affäre pflegte, die sich gerade irgendwo an einem See im Urlaub mit ihrer Freundin wieder versöhnt hatte und ihr dies in aller Herrgottsfrühe per handy mitteilte, war Nadja aus dem Hospiz in das Haus ihres Vaters zurückgegangen, 100km südlich von Köln. Sie bedankte sich nochmals bei der Literatin der Moderne für ihre Mühe und lud sie ein, sie zu besuchen. Natürlich war es für Nadja weitaus besser, ambulant versorgt zu werden und eine ganze Etage in dem 2-stöckigen Haus ihres Vaters auf dem Land zu haben, als in diesem lautstarken Köln, welches im Laufe der letzten Jahre immer aggressiver und schmutziger geworden war (je nachdem, wo frau lebte)...
Aber sie würden sich nicht so schnell und unkompliziert wiedersehen können. Sie fehlte ihr.

Dies war einfach nicht ihr Tag gewesen, nachdem sich die Ereignisse so überhäuft hatten, war dann auch noch der Waschraum abgesperrt!

Sie lud ihre in diesem Fall immer verständnisvolle, feste Freundin ein, die sie seit 26 Jahren hatte und bekam eine wohlverdiente Massage von ihr sowie ein Essen herbeigezaubert. Was wäre sie ohne sie!

So hatte dieser Abend dann doch noch einen netten Ausklang gefunden. 8-)

===

Höchste Zeit aufs Land zu fahren!

So fuhr sie kurzentschlossen zu ihrem date in ihre Heimatstadt...

Was sie da zu ihrer Riesenüberraschung erwartete, hatte sie vorher nicht geahnt. Schon war ihr klar, wenn umziehen, dann direkt raus aus Köln. Aber, dass es sie ausgerechnet wieder in ihre Heimat rief, war ihr nicht bewusst gewesen..

In Köln hatte sie oftmals Sehnsucht nach noch grösseren Städten, Ländern und Kontinenten verspürt und geglaubt, ihren Planeten noch ein wenig mehr auszuspionieren nach etwaigen veränderten Persönlichkeiten, aber das Multi-Kulti-Gehabe der Avantgarde dort hatte ihr bereits genügt irgendwann.

So verband sie die Leidenschaft zu ihrer Liebsten mit der Rückkehr zu der ihr vertrauten Umgebung. Nicht sie musste von diesem Planeten verändert werden, sondern dieser Planet konnte möglicherweise doch eher positiv gewandelt werden durch ihre Genügsamkeit. Genügsamkeit? - Nein, das war noch nicht der passende Ausdruck ihrer Überraschung über sich selbst....

===

Zwei Monate hatten sie sich nun kennen- und lieben gelernt...

Die Literatin der Moderne befand sich gerade im Umzugsstress, als sie nochmals zurückblickte.

Auf 26 Jahre Köln, 19 Jahre Mönchengladbach und ihre glücklichen und weniger glücklichen Momente im Leben.

Die Zeit des Umbruchs hatte sie erstaunlich stabil bleiben lassen, dennoch war davor nicht Frage nach dem: Warum? gewichen.

Klar: In den letzten Jahren Köln hatte sie nur noch negative Erfahrungen ihrer Umgebung und mit Menschen gemacht.
Auch klar, dass es so nicht weitergehen konnte...

Ihre Unsicherheit zu ihrem Entschluss, umzuziehen konnte sie nicht verbergen. Dennoch schien die Sicherheit zu dem Entschluss zu überwiegen. Das Abwägen hierbei liess sie weit in ihre Vergangenheit einblicken.

Schluss mit Rückblicken, raus mit der Bohrmaschine und dem Müll. Und sie hatten auch noch Glück mit dem Wetter, welches eher herbstlich war in diesen Junitagen...

"Du bist in meinem Herzen!" - "Wer bist Du?" - "Nadja. Möchte Dir danken für Deine grosse Freundschaft."

2 sms.. Es war soweit. Nadja wollte sich von ihr verabschieden. In einem Dortmunder Hospiz hatte sie ausgeharrt bis zum Schluss und gekämpft.

Sofort ergriff die Literatin der Moderne den Hörer und rief sie an. Ihren Bruder zunächst. Ob sie sie anrufen könne und was denn los wäre. Sie wollte es nicht fassen.
Doch, es war so. Nadja sagte ihr noch ein paar ganz rührende Worte, sie bedankte sich auch und zutiefst berührt legte sie wieder auf. Nie würde sie Nadja vergessen.

===

Wirklich: Es hatte mehrere Gründe gegeben, Köln zu verlassen.

Tode, enttäuschende Lieben, Medienüberflutungen, Lärmbelästigungen, Kriminalität und Gewaltätigkeiten, die täglich in der Tageszeitung dort zu lesen waren... Sie liebte die Zurückgezogenheit, die sich ihr nun bot ebenso wie ihr Liebesleben mit ihrer Süssen.

Anne war nach Berlin gezogen, Alexandra nach Indien emigriert, Monika machte Karriere im Medienbereich - immer wieder, dazu bot sich Köln geradezu an - ihre Exen konnte sie auch aus der Ferne anrufen bis auf Eine, die würde sie dann besuchen oder umgekehrt.

So war also nur noch der Papierkram zu regeln.

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Stört euch einfach nicht daran, dass ich hier was über mich selbst schreibe. Ich verarbeite damit meine Probs...

Vielleicht will ja die ein oder andere auch ein Buch hier beginnen?


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Klar. Es hatte Gründe gegeben, Köln zu verlassen, es hatte allerdings auch Gründe gegeben, zu bleiben.

Die Bürokratie und Unduldsamkeit der Gesetze fällte eine Entscheidung, der sie sich vorläufig fügte.

Erst mal kennenlernen, alles in Ruhe. Wenn auch zwischen 2 Städten hin und her pendeln.

Wer weiss, vielleicht würde sich ihr Schatz auch anders entscheiden und zu ihr nach Köln ziehen...

Sie kehrte also zurück. Die Wohnung hatte sich nicht geändert, allerdings war es merklich ruhiger: Alle waren in Urlaub. Der Spielplatz vor der Tür des Hauses inmitten dem sozialen Brennpunktviertel Kölns war ruhig, kein Krach von der Nachbarin mit ihren zwei Mädels, kein Strassenlärm, jedenfalls bedeutend weniger auf der 4-spurigen Strasse mit integrierter Bahn in der Mitte, keine abgearbeiteten Gesichter oder solche, die den Blick hatten, als wollten sie jeden abmurcksen, an dem sie vorbei gingen, keine kriminellen Jugendlichen.

Es schien ausnahmsweise mal ruhig zu sein.

Was für ein erdenklicher Zufall!!!

Gerade in beiden Städten auf Wohnungssuche, ergab es sich, dass sie ein Inserat in ihrer Heimatstadt am Niederrhein von dem Architekten entdeckt hatte (ohne es zuvor zu wissen), bei dem sie ihr erstes Zeichenpraktikum für ihr Architekturstudium seinerzeit (etwa 24 Jahre zurück) gemacht hatte, bevor sie damals zunächst für das 1. Semester nach Aachen gezogen war. Damals hatte sie u.a. dort die Neugestaltung des Bahnhofs im Eingangsbereich gemacht, der auch heute noch unverändert war.
Er hatte eine schnuckelige 3-Zimmerwohnung inseriert, die für ihren Schatz und sie wie gerufen kam.

Morgen würde das Vorstellungsgespräch sein und sie wusste bereits jetzt, wie es verlaufen würde. Wahrscheinlich wäre die Wohnung eher Nebensache (obwohl sie Hauptsache war) und sie würden sich fachlich austauschen: Dass sie in Köln an der Rodenkirchener Autobahnbrücke mitgezeichnet hatte, warum sie bei STRABAG aufgehört hatte zu arbeiten, warum sie Kreisverkehre, fahrradfreundliche Städte und Gemeinden gezeichnet hatte sowie S-Bahnhaltestellen und Kreisverkehre (eben auch wegen der Energiesparmassnahmen, da es ihrer Berufsethik entsprochen hatte) und dass sie es toll fand, dass er die Wohnung mit Energiesparniveau angebot.
Sie war gespannt, was er sagen würde. Sie würden gegenseitigen Respekt voreinander haben... Natürlich war sie auch auf die Wohnung inmitten des Herzens Rheydts gespannt. Sein Vater habe dort die Isolierung der Fenster vornehmen lassen.

====

Sie hatte ihre Kölner Wohnung gekündigt, einen Schritt, den sie nicht sooft in ihrem Leben machen würde... Sie würde sich nicht mehr rumdrehen vorläufig. Ihre Zukunft lag nicht in dieser Stadt.

Ihre Zukunft war das Leben in einer provinziellen Stadt mit ihrem Schatz, Balsam für die geschundene Seele.

Fortsetzung folgt. :mrgreen:

Derweil gingen die Unruhen durchs Land, die sie in ihrer Exwahlstadt Köln bereits immer mehr bemerkt hatte in den letzten Jahren: Links-Rechts-Proislamisierung.

Sie sah dem Treiben geduldig zu aus der Ferne. Köln war ein Herd, der brodelte mom. Nichts für Künstlerinnen wie sie. Sie hatte zulange in diesem Spannungsfeld gelebt in den letzten Jahren.
Und:
Sie wollte Frieden zu Lebzeiten mit ihren Eltern erleben.

Hatte sie es nicht gerade noch zum rechten Zeitpunkt verlassen, dieses Köln? Wie sich manchmal alles fügte...

===

Wie dieses????

Nadja lebte!

Sie hielt den Hörer in der Hand und konnte es kaum fassen. Sie hatte sie seit Wochen totgeglaubt, da sie keine Nachricht mehr von ihr erhalten hatte und nun war plötzlich alles wie ein böser Traum gewesen...!

Nadja hatte überlebt! Ihre Kerzen hatten genutzt, ihre Fürbitten, all ihre Gedanken, die sie ihr geschenkt hatte, hatten gewirkt!

Ok. Sie hatte sich von einem Dortmunder Hospiz gemeldet, wo sie nun verlegt werden sollte und wieder zur Behandlung in der Uni-Klinik Köln bleiben sollte. In 14 Tagen. In ihr Haus zu ihrem Vater konnte sie anschliessend nicht zurück, da es jwd (=jans weit draussen) lag und sie der Hilfe bedarfte.

Die Literatin der Moderne bot ihr an, zunächst bei ihr in Mönchengladbach wohnen zu können. Ihr Schatz war einverstanden. Nun lag es an Nadja, sich zu entscheiden. In jedem Fall würde sie ihr, die eine Lebertransplatation überlebt hatte, sämtliche Chemotherapien und einfach wieder stabil geworden war, helfen. Ein Wunder, welches selbst die Uni-Klinik, die sie ins Hospiz geschickt hatte, nicht zu glauben schien. Hauptsache, sie würden Nadja in Ruhe lassen! Dahingehend hatte sie auch noch Einfluss. Ihre beste Freundin Margit wohnte dort in der Nähe und sie gab Nadja deren Nummer für alle Fälle.
Nadja erzählte ihr noch viel über den Stress, den sie mit ihrem in Dortmund lebenden Bruder gehabt hatte und war hörbar erleichtert, dass sie nun wieder direkte Verbindung per Telefon hatten.

Die Familienfeier war vorübergezogen. Alle hatten sich nach langer Zeit noch mal begutachtet und begutachten lassen mit der ein oder anderen zusätzlichen Bemerkung, die so etwas wie eine Meinung zu sein schien.

Sie legte die letzten Zeilen von Orpheus und Eurydike beiseite, knippste die Nachtlampe aus und legte sich auf die Couch. Unruhe war eingekehrt, da noch viele Begräbnisse bevorstanden. Irgendwann danach dann ihr Eigenes.

Lebten die Menschen 100 Jahre und hatten Tränen für 1000, so würden sie sie immer in genau dieser Anzahl weinen. Mit Tränen in den Augen überleben wäre also auch nicht möglich.

Die Lebendigkeit ihrer neuen Familie liess sie schmunzeln, auch wenn es ein langer Weg sein würde bis dahin. Bis sie sich alle gefunden hatten: Die ein oder andere Wunde ihres Narbenherzes wäre ihr der Fussmarsch wert, auf den es nun ankommen würde. Bewegtheit in ihrem Tun, Bewegtheit in ihren Gedanken, Verantwortung, all dies liess sie nun sehr wachsam werden.

Gute Nacht ers ma wieder... :roll:

===

In dieser Woche stand ein Besuch in ihrer Kölner Wohnung an, die noch nicht renoviert war.
Ebenso müsst sie daher Einiges mit ihrem Rechtsanwalt besprechen. Es gab ein neues Renovierungsgesetz bzw. eine Rechtssprechung. Zunächst würde sie darüber Erkundigungen einholen müssen. In den Medien hatte sie zwar viel dazu gelesen, aber all dies schien ihr nicht verbindlich genug und eher waage.

Köln war sehr weit weg für sie und je weniger sie damit zu tun gehabt hatte, desto fremder wurde es ihr. Wie hatte sie nur 26 Jahre dort sein können, besonders in den letzten Jahren war es kein Leben mehr gewesen, mehr ein Dahin-Vegetieren oder Warten auf bessere Zeiten.

Gestern erst hatte sie mit ihrer Schwester nochmals über die angenehmen Veränderungen, die der Umzug mit sich gebracht hatte, geredet. Auch ihr hatte ihr neues zu Hause sichtlich gefallen und sie konnte nun allmählich verstehen, was die Literatin der Moderne nun ausgerechnet in ihre Heimatstadt zurück bewegt hatte.

Nachdem sie nun den halben Tag telefonisch mit ihren beiden Schwester, Mutter und Vater verbracht hatte und grosse Aufregung geherrscht hatte, war sie schon eher zum Ablenken darüber zum Rechtsnawalt gefahren, um sich die Erkundigungen einzuholen, die sie nicht hören wollte:

Sie musst doch renovieren!

Erst am Abend war sie zur Ruhe gekommen, erzählte einer Freundin viel von dem Theater der letzten 4 Jahre, welches sie in Köln erlebt hatte, u.a., dass sie die Bestandpläne des Uni-Klinikbereichs archiviert hatte, die Innenstadt für Radfahrer in Gegenrichtung dort aufgeklappt, im Villenbau und Brückenbau gearbeitet hatte, sämtliche Kreisverkehre zur Verkehrsberuhigung und Kosteneinsparung rund um Köln gezeichnet hatte... Wenn der Dank dieser Arbeit dann war, zum Schluss in einer der runtergekommensten Gegenden Kölns mit agressiven Ausländeranteil und dem ständigen Fluglärm der Einflugschmeise des Köln Bonner Flughafens zu wohnen, so war es eben einfach nur richtig, dass sie sich einen neuen Weg gesucht hatte. Imgrunde hatten sies nicht verdient, dass sie ihnen dann auch noch die Wohnung renovieren sollte!

Sie würde also erst mal abwarten und kommen lassen, wo nichts ist, kann man auch nichts holen, war ihre Devise und sie hatte den RAW geduldig zu Ende reden lassen. Wie schliesslich sollte sie ohne Geld renovieren?

===

3x kräftig geschluckt!

Nun würde sie also am Monatsvorletzten renovieren, um dann die Schlüssel abzugeben... Auch ok. Sie hatte ja - Göttin sei dank - drei Frauen, die ihr helfen würden. Ihr Schatz, ihre beste Freundin in Köln und eine neue Bekannte aus ihrer Heimat. Möglicherweise würde sie noch am selben Tag mit ihrem Schatz zu ihrem langjährigen schwulen Freund fahren..., bevor sie wieder gen Heimat abreisten.

Ein paar letzte Blicke würde sie befremdlich nochmals aus dem Fenster dort werfen und in die Wohnung selbst, es würde eine seltsames Gefühl des vertraut-Unvertrautem in ihren Gedanken kreisen, welche sie mit small-talks vertagen würde auf den November... Vielleicht würde sie auch irgendwelche mentalen Reiki-Rituale machen, um die letzten Jahre in Köln zu vergessen.

===

...und sie holte den Odem der letzten 26 Jahre nach, den sie verpasst zu haben schien.

Erst mal bekam sie dadurch einen mächtigen Stickstoffanfall.

Die Heterowelt hatte sich nicht sonderlich geändert. Immer nochliefen überwiegend Frauen Männern nach und nicht umgekehrt. Von Sub warhier in keinster Weise zu reden.

Tagelanges Erstarren ob dieser Tatsache liess sie dann doch zueiner Entscheidung kommen, den Schritt zu wagen ihrer Agoraphobie einEnde zu setzen, indem sie sich einfach nicht mehr diesenendlos-Menschenmassen der Touristenstadt aussetzte, sondern sich eineprovinzielle Genügsamkeit gönnen wollte. Ganz in trauter Zweisamkeitmit ihrem Schatz.

Integration. Ja, integrieren hätte sie sich wahrscheinlich gemusstin diese Anpassungswelt der Heterofrauen. Für die letzten 26 Jahre wäredies mehr schlecht als recht gegangen.
Nun jedoch sah sie es von einer anderen Perspektive. Versuchte, eszu sehen. Es wäre doch viel leichter, dieses Spiel mitzuspielen vorihrer beider Haustür.
Was sich privat abspielte, brauchte schliesslich niemanden etwasangehen. Ok, einerseits war Versteckspiel nicht ihre Stärke... Aberhatte sie sich darin nicht eh schon geübt in den letzten 2 Jahrenzuvor?

Was hatte mehr Spass gemacht:
So zu tun als ob und sich rechtzeitig zurückzuziehen oder offen zuleben mit ihrem Lesbisch-Sein, ein gesellschaftliches Lebenweitestgehend ohne das andere Geschlecht zu führen, ganz in ihrenFreundinnen-Kreisen?
Nichts von beidem hatte so richtig Spass gemacht: In dem einenLeben war sie nicht authentisch geblieben, in dem anderen auch nicht.

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Re: Die Literatin der Moderne, Teil 1-8

Beitrag von Jeannette-Anna Hollmann » Sa 6. Jan 2018, 06:55

Vielleicht würde es zu ihren Lebzeiten nie ein Ende dieser schizophrenen Welten geben.

Fakt war, dass sich von der Gesellschaft her so schnell nichtsändern würde. Aber dies dachte sie doch bereits schon seit 26Jahren...!
Es musste sich also in ihrer Einstellung zu dem Ganzen etwasändern. Bisher dachte sie immer, dass sie anders sein und bleiben würdeob dessen.

Jedenfalls einen Abschied von ihrer Heimatstadt schien es doch nie so richtig gegeben zu haben....

Sie hatten zu viert ihre Wohnung gestrichen und gereinigt.

Das war nun der endgültige Abschied von Köln. Sie wusste nicht, ob sie diese Stadt jemals wieder beehren würde, aber eins war klar: 26 Jahre war eine ganze Epoche in ihrem Leben gewesen und es hatte mehrere Anlässe gegeben, diese Stadt ebenso zu hassen, wie zu lieben.
Es war der richtige Zeitpunkt gewesen, den Absprung zu machen, sie wurde sich dessen immer sicherer.

Sie gab ihrer besten Freundin dort die Schlüssel zur Wohnungsübergabe und blickte nicht mehr zurück, liess alles hinter sich.

Die allzu vertraute Rückfahrt über die allzu vertraute Strecke wurde nun eine Reise, bei der sie ankam.

Ankam? - War sie nicht schon längst da?

===

So. Jetzt geh ich endgültig in die Falle zu meinem Schatz. Es wird hell...
:mrgreen:

"Spätestens auf Deinem Geburtstag sehen wir uns" - Ihr langjährige Freundin in Köln hatte den Hörer eingelegt, würde jetzt wahrscheinlich noch eine Runde in dem Park im Kölner Südwesten drehen, den sie nur allzu gut kannte, um dann nach ihren Abendritualen die Welt in einem schlummernden Erholungsschlaf am nächsten Morgen wieder zu begrüssen.

Was hätte aus ihnen beiden damals alles werden können? Was sie alles für Träume gehabt hatten, als sie sich bei der Jobvermittlung des Astas der Uni vor 26 Jahren zufälligerweise kennenlernten, da sie beide auf einen Job für die Semesterferien gewartet hatten. Genauso vor sich hinträumend hatte Margit sie dann in ihrem roten VW-Käfer mit Schiebedach zu sich in die Wohnung auf einen Kaffee eingeladen, nachdem die Jobs vergeben waren. Normalerweise hatte sie auch dort schon immer pünktlich um 8 auf der Matte gestanden, nur an diesem Tag wars was später geworden: Sie hatte ihr Fahrrad am Vorabend in der Stadt stehen lassen und es war ihr geklaut worden. Sie hatte also mit der Bahn fahren müssen. Aber dass die solange brauchte, war ihr nicht bewusst gewesen.

Sie ging in die Küche und schlürfte ihren Nachtcafe.

Den Rest des Jahres würde sie häuslich in ihrer Wohnung mit ihrer Süssen verbringen. Umräumen, einrichten, dekorieren, neue Leute kennenlernen, vielleicht einen Gelegenheitsjob annehmen, jetzt, da sie wusste, dass sie erst mal in ihrer Heimatstadt bleiben würden.

Die Stille der Nacht war vorbei und die fahrenden Autos erinnerten sie daran, dass es bald hell werden würde.

Sie dachte an Blau. Königsblau.

Mir wird übel bei der Vorstellung, dass ich das Ganze hier überarbeiten müsste... :shock: :lol:

====

Ich werde es nicht tun und weiterschreiben.
_________________ :-P

Den ganzen Kram doch noch mal beruflich ankurbeln?

Sie fing da an, wo sie in Köln aufgehört hatte. Allerdings war ihr auch klar, dass sie nun in ihrer Heimatstadt mit all ihren Vorbildungen und Kenntnissen eine Exotin sein würde.

Würde sie beim Abklopfen ihrer Daten Kabarett spielen oder würde sie all dies mit einer gewissen spielerischen Ernsthaftigkeit einer Zeichnerin unterstreichen?

Dies würde sich am nächsten Tag ergeben und nicht unmassgeblich auf die ernstzunehmende Rolle ihres Gegenübers ankommen.

Nacht allerseits.

===

So landete sie in ihrer ewigen und naiven Berufsfindungsweise tatsächlich bei der ARGE.

Sie hatte tatsächlich sich von der Telefonzentrale dort überreden lassen, vorbeizuschneien, obwohl ihr bewusst war, dass diese sie irgendwann an die Rentenstelle verweisen würde, wenn gar nichts mehr ging und sie letztendlich wieder bei irgendeinem Sachbearbeiter der Kölner BFA "Hollmann, Guten Tag" durch die Hörmuschel vernehmen lassen musste.

Aber sie wollte sich diesen Burschen mal ansehen, der meinte, er sei für alles zuständig und sah das Ganze mehr spielerisch. Das Ergebnis war, dass sie ihn ob seines Einzelgänger-Jobs bedauerte und ihm eine Schokoprinte (wegen Karneval, dens anscheinend nirgendwo in ihrer Heimatstadt mehr gab) überreichte. Da plötzlich wurden seine Augen grösser und er schlug ihr noch guter Dinge schmatzend die Rentenstelle gleich nebenan vor. Das war doch perfekt! Nun konnte nichts mehr passieren und sie könnte endlich sich selbst bei dem nächsten Sachbarbeiter bedauern für ihre endlosrennereikarriere. Weit gefehlt: Es handelte sich bei diesem Gebäude nebenan nämlich nicht um die BFA, sondern die LVA. Darüber schniefte sie schon ein wenig, denn nun hiess es, sich abermals mit der Kölner Klüngelbürokratie zu befassen. Derweil hatte sie sich in einem Leseprospekt der Warthalle schlau gemacht geschichtlich und wusste nun, dass 974 Mönchengladbach gegründet wurde vom Erzbistum Kölle und einem Lehensherren. Jans dolle Nummer! Wie kam sie denn um Himmels Willen mal woanders hin???

===

Nachdem sie dann abermals das falsche Gebäude mit dem falschen Sachbearbeiter dort verlassen hatte, liess sie ihre Antriebskraft ein Weilchen ausruhen.

Um nicht zu sagen: 1 Woche.

Sie würde also am nächsten Tag eine kurzen Anruf tätigen mit der Vorwahl 0221.

In Köln war die BFA Berlin zuständig gewesen, mit denen konnte sie besser, 030 als Zahl allein gefiel ihr schon besser.

Ausserdem war da noch die Zahnbehandlung, die sie an sämtliche Brutalitäten der männlichen Bevölkerung zurückerinnern lassen würde, da sie nun nicht mehr ihre langjährig vertraute Zahnärztin hatte, sondern einen Zahnarzt, der bei dem letzten Termin recht unangenehm eine Spritze in den Gaumen verpasst hatte.

Ok, auch das würde nicht das Problem sein an diesem nächsten Tag. Gut, dass es noch viele andere auf diesem Affenplaneten gab...

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(2009-2011) CO Jeannette Hollmann, Die Literatin der Moderne, Teil 2 (immer noch)

Gerade hatte sie das lange Telefonat mit ihrer Magdeburger Ex-Freundin beendet, als sie wieder in der Jetzt-Zeit landete und auf die glorreiche Idee gekommen war, wie sie ihren Schatz mit ihrem Vater noch in diesem Leben bekannt machen könnte:

Sie gingen zum Adventssingen. Nach dem Chorkonzert, wo ihr Vater persönlich mitgesungen hatte als Tenor, wurden sie freundlich mit Kakao bedient. Ihre Mutter war auch dort und ihre jüngere Schwester, sowie einige Mütter ihrer Schulfreundinen aus früheren Zeiten, als sie in ihrer Heimatstadt aufgewachsen war. Gleich erkannten sich alle wieder und ihr Schatz wurde auch freundlich begrüsst; selbst der Pfarrer liess es sich nicht nehmen, ihnen die Hände zu schütteln.

Da sass sie nun auf ihrem Leder-Sofa und dachte an den gestrigen Tag der Begegnungen zurück und war selbst überrascht, wie schnell dann nun doch alles vonstatten gegangen war. Ihre Eltern hatten sie noch nach Hause gefahren und wollten dann mal diese Woche auf einen Kaffee vorbeikommen. Nun hatte also ihr Vater doch noch ihren Schatz begrüsst. Manchmal war doch alles so einfach, sie musste eben nur handeln und in die Welt ihres Vaters eintauchen, genau, wie sie es von ihm gefordert hatte. :naschen: :herz:

Ihr Vater war mächtig stolz und sie überglücklich gewesen.

===

Nun stand also Weihnachten vor der Tür und sie würde das erste Mal nach 26 Jahren nicht in Köln feiern.

Komisch war das schon alles, wie schnell dieser Quantensprung vonstatten gegangen war.

In die Kirche eintreten würde sie jedenfalls nicht deswegen, Fakt war, dass sie dort immer noch gegen Homosexualität und für Paragraph 218 waren.

Sie würde also weiterhin konfessionslos bleiben.

Weihnachten vor der Tür und pünktlich dazu Bilder im Kopf von Szenen mit ihren Exen. Vielleicht sollte sie doch eine Traumatherapie machen.

Sie würde eigentlich gar nicht dazu kommen, wenn sie es sich genauer bedachte.

Also machte sie Traumtherapie in Eigenregie.

Bald schon würde alles begraben sein aus ihrer Vergangenheit. Immer häufiger sah sie nämlich eine Zukunft und die Gegenwart. Damit liess sich arbeiten. :blumen:

Und es wurde Tag und Nacht und Nacht und Tag...

Alexandra hatte derzeit Schwierigkeiten in Indien und hatte sie um Hilfe gebeten. Möglicherwiese kam sie früher als geplant nach Deutschland zurück. Sie war gespannt.

===

Feststand jedenfalls nun, dass sie ihre geliebte Freundin Nadja am 30.12.08 persönlich da abholen würde, wo sie gar nicht hingehörte. Sie hatte bereits einen Opel Saphira gemietet für den Tag. Ihr Schatz würde sie 150km südlich nach Waldbröl begleiten.
Davor musste Nadja noch zur Beerdigung ihres Vaters. Sie würde von ihrer Schwester abgeholt werden.

Sie würde ers mal zu ihnen kommen. Dann würden sie weitersehen. Wahrscheinlich würden sie sich gegen Jahresmitte eine grössere Wohnung am Schmölderpark, Volksgarten oder noch mehr ausserhalb suchen. :naschen: :coffee:

Es würde ein grosses Fest des Wiedersehens werden, worauf sie sich alle drei sehr freuten und Silvester würde ein ganz besonderes Fest in diesem Jahr sein.

Notice for me:

http://maps.google.de/maps?f=d&utm_camp ... &utm_term={routenplaner}

Route nach/zu Waldbröl
138 km – ca. 1 Stunde, 26 Minuten

Rheydt
Mönchengladbach
1. West auf L370/Stresemannstraße Richtung Harmoniestraße
67 m
2. Bei Harmoniestraße rechts abbiegen
0,1 km
3. Bei Marktstraße links abbiegen
0,2 km
4. Weiter auf Bachstraße
1,0 km
5. Links halten bei Bachstraße/L370
Weiter auf L370

2,2 km
6. Auf A61 über die Auffahrt Koblenz
38,2 km
7. Bei Ausfahrt 20-Kreuz Kerpen in A4 Richtung Köln einfädeln
30,4 km
8. Bei Ausfahrt 15-Dreieck Heumar in A3/A4 Richtung Olpe/Oberhausen/Düsseldorf einfädeln
4,0 km
9. Bei Ausfahrt 27-Kreuz Köln-Ost in A4 Richtung Olpe/Gummersbach einfädeln
46,1 km
10. Bei Ausfahrt 26-Reichshof/Bergneustadt in B256 Richtung R.-Denklingen/Waldbröl/Morsbach einfädeln
6,2 km
11. Im Kreisverkehr zweite Ausfahrt nehmen, um auf B256 zu bleiben
2,5 km
12. Nach rechts abbiegen, um auf B256 zu bleiben
0,5 km
13. Nach links abbiegen, um auf B256 zu bleiben
2 Kreisverkehre passieren

6,8 km

Waldbröl

8-) :mrgreen:

===

Ok, das zum Routenplaner Google-Map.

Sie würde kürzer fahren:

Über Korschenbroich auf die 46, dann auf die 57, dann die 1, dann die 4, Rest nach Plan. Oder auch nicht, sie war nicht schlüssig, hatte aber noch Zeit genug.

Auf jeden Fall würde sie kein Navi-Gerät benutzen, sondern lieber ihre Karte(n) mitnehmen.

Son Quark!

Natürlich würde sie sich die Zoobrücke in Köln nicht entgehen lassen.

Also, ganz einfach:

57, 4.

Ok.

61 und 4.

Aber Rückweg 4 und 57.

:schaukel:

Gute Nacht. :guckguck:

===

Das war schon mal geklärt. Das mit der Routenplanerei...

Wie würde es sich darüberhinaus jedoch anfühlen, würde sie dann Nadja wiedersehen?

Ok, ers ma hätten sie sich vielmehr als am Telefon des Vorabends zu erzählen.
Dann würde Vieles bis dahin organisiert werden müssen. Beispielsweise müsste sie ihr Zimmer frei räumen, die Bettcouch müsste dorthin, ihre Couch ins Wohnzimmer samt Sessel, das hatten sie ja nun schon länger nicht mehr gemacht... :bodenlach:

Vielleicht jedoch würde sich dann alles sehr schnell erübrigen, wenn sie eine entsprechend grössere Wohnung für sich drei gefunden hätten... Sie waren ja auch schon sooo lange nicht mehr umgezogen! :bodenlach:

Vielleicht aber auch sollten sie damit warten, bis Alexandra aus Indien zurückkommen würde, die dann bestimmt auch eine Bleibe bräuchte. Und Margit hatte ja eh schon lange die Nase voll von Kölle und wollte seit ca. 18 Jahren umziehen... :bodenlach:

Vielleicht sollte sie selbst dann auch noch ihr Erbe abwarten und sie würden alle zusammen schmeissen und sich ein Haus auf dem Lande kaufen.

Auf welchem Lande denn nun bloss???

Ihr würde ja nach wie vor Strassbourg gefallen...

Sie sinnierte noch ein Weilchen über Nietzsches Spruch: Alles wiederholt sich, nichts kehrt zu seinem Ursprung zurück und wollte einfach nicht müde werden.

Mit ca. 60 Jahren würde sie dann eine Exen-Partie geben und mit ihrer Abwesenheit strahlen...

Man würde sie irgendwo auf einem Leuchtturm finden mit dieser komischen Mayonaise-Kette überm Hirn.

===

Spass beiseite:

Es ging auf die letzten Tage diesen Jahres zu.

Sie würde also nochmals über Köln fahren. Köln, mit all den Exen, die sie nun hinter sich gelassen hatte.

Über die Zoobrücke auf dem Rückweg würde sie nochmals gedankenverloren auf die zwei Domspitzen zwischendurch blintzeln, wenn es das Wetter und der Verkehr zuliessen und würde es wieder hinter sich lassen.

Die Kinder wären irgendwann bei ihnen, Nadja wäre bei ihnen, ihre Schwester ganz in der Nähe, ihre Eltern... Würde sie soviel Nähe und Entfernung gleichzeitig ertragen können? Ihre Sehnsucht nach einer geklärten Situation machten ihr zu schaffen: Sie würden umziehen, um zu dritt zu wohnen, dann würden sie umziehen, um zu sechst (mit den Kindern) zu wohnen. Gäbe es da genügend Rückzugsmöglichkeit für sie oder würde sie sich irgendwann zurückziehen müssen?

Was war stehengeblieben in ihrem Leben, was wollte sie aus dem alten Jahr ins Neue mitnehmen, was würde sie einfach liegenlassen?

Nach und nach würde sie alles mitnehmen, denn ihr Herz glich der Sammlerinnenleidenschaft einer Archäologin ihrer eigenen Vergangenheit. Anders konnte es schon gar nicht mehr sein.

Zunächst stand heute die Reise bevor von 280km insgesamt.

Die Strecke nach Kölle kannte sie in und auswendig, sie brauchte sich nur A4 und B256 merken. Dann zunächst mal würde sie ihre gliebte Freundin retten mit ihrer Süssen zusammen. :herz:

Zwischendurch mussten sie noch in Windeck einen Schrank abbauen und mitnehmen.
Sie hatte sich vergewissert, dass dieser in den Opel Saphira passen würde und sie dennoch alle drei genug Platz haben würden. Man konnte schliesslich 2-4 Sitze von den 7 versenken.

Der Autoverleih war gleich in ihrer Nähe und der Papierkram würde ein Klacks sein, in dem sie nun schon geübt war.

Nach dem Berufsverkehr und dem Frost der Nacht würden sie gemütlich losfahren.

===

Nadja hatte viel hinter sich und war vom Hospiz in Köln im Hospiz in Dortmund gelandet, ihre Werte hatten sich gebessert und sie hatten sie einfach in ein Altersheim in Waldbröl gesteckt. Es war eine Frechheit, die Nadja mit 53 und als ihre langjährige Freundin einfach nicht verdient hatte.

Sie würden sie aufpeppeln und ihr wieder die schönen Seiten des Lebens zeigen.

Am Vorabend hatten sie noch ein längeres Telefonat geführt, wobei ihr Nadja versichert hatte, wie sehr sie sich auf eine normale Küche, eine normale Wohnung und Shoppen in der Stadt zusammen mit ihnen freuen würde, wie glücklich sie war, dass die Literatin der Moderne sie nicht vergessen hatte.

Nein, sie würde sie nie vergessen! Sie war ihre Freundin! :cheers:

Sie hatte ihr aus einm Märchenbuch "Die Eisjungfrau" vorgelesen und die Gutste war eingeschlafen.

Sie alle drei hatten nun einen festen Entschluss gefasst, wo sie keiner so schnell mehr von abbringen würde.

Nachdem also nun das Wochenende vorbereitet war und alles eingekauft war und sie einen Essensplan für die ganze Woche hatten, wo sie sich beim Kochen abwechseln wollten, richtete Nadja langsam ihr Zimmer ein, welches ihr die Literatin der Moderne überlassen hatte.

Nadja war heilfroh, dass sie nun ein sicheres zu Hause hatte und fühlte sich von Tag zu Tag wohler. Sie lebte wieder auf.

Die Literatin der Moderne liess ein Schmunzeln über ihre Lippen gleiten und trank beruhigt darüber ihren Nachtcafe. :venti: :cafe:

Nun hatte sie ihr also doch noch helfen können, Nadja hatte sogar behauptet, sie hätte ihr das Leben gerettet.

===

Und sie war schon mit einem Bein in Indien gewesen, mit dem anderen in Amerika bei ihren Emigrationsgedanken.

Und tatsächlich lebte sie ihr Leben lang im Rheinland.

Finanzkrisen und Kriege gingen in diesen Tagen nicht in ihr Hirn.

Sie hatte versucht, sich mit einer Geburtstagfeier abzulenken.

Dies war gelungen. Sie hatten einen netten Frauenabend gehabt und allmählich verlor die Literatin der Moderne ihr anfängliches, neues Misstrauen gegenüber der niederrheinsichen Mentalität.

Und der nächste Kegeltreff war auch schon mal unter Dach und Fach! :cheerl:

Einfaches Zerstreuen und die Schwere ihres winterlichen Gemüts verlieren waren angesagt.

Wie erfreulich:

Neues von ihrer letzten Ex:

Sie hatte eine Neue und war weit fortgezogen, um ihr neues Glück zu finden.

Die Literatin war erleichtert, nun gabs keine Probleme mehr für sie in der alten Stadt zu lösen und sie konnte weiter an ihren Zielen für dieses Jahr arbeiten. Es gab immer weniger, nach dem sie sich umdrehen musste oder was sie an einer Grosstadt grundsätzlich interessierte.

===

Offen blieb nun einzig, ob sie mit ihr zu dritt wohnen bleiben wollten und umziehen wollten in ein Haus, welches Nadja besorgen wollte oder ob sie ihren eigensten Weg gehen würden und Nadja eine Wohnung in der Nähe beziehen würde oder in die alte Stadt zurückgehen würde. Aber das war ein Bereich, den nur Nadja selbst lösen könnte. Sie hatte jeglich dafür gesorgt, dass Nadja unabhängig ihre Entscheidung treffen konnte, nicht mehr von einem Altersheim abgezockt wurde mit ihren 51 Jahren und erst mal Ruhe hatte, sich als Mensch fühlen konnte.

Die letzten Tage waren wie im Flug vergangen und ihre schamanische Partnerin Nadja war von dannen gegangen in jene Stadt, deren Erfahrungswerte die Literatin der Moderne hinter sich gelassen hatte.

So hatte sie ihr in die Freiheit verholfen, aus der sie sich nun wieder selbst befreien musste. Reisende sollte man nicht aufhalten.

Nadja hatte noch ihre Sachen geholt, die sie ihr aus ihrem Haus gerettet hatte, bevor dieses von deren Schwester verkauft werden sollte und nachdem der Besuch fort war vom Vortag, sass sie an ihrem Fenster und schaute auf die Regentropfen. Kuschelwetter war angesagt, Wellness und cool down.

So bereitete sie ein gemütliches Bettfrühstück für sich und ihren Schatz

===

Sie wusste es selbst. In ihrem Leben hatte es bisher viele grosse Enttäuschungen gegeben.

Da war nicht nur die 8-jährige Freundschaft mit Nadja ein Schmerz zum Aufarbeiten, auch die 2-jährige Affäre zu ihrer Ex stellte eine Belastung dar, deren Ausmasses sie sich nun erst bewusst wurde.

Wegen ihr hatte sie hauptsächlich Köln verlassen.

Die Neue ihrer Ex, die nun ihre Frau nach 20 Jahren verlassen hatte, endgültig, wies schien, machte ihr dabei nicht so zu schaffen, wie die Tatsache, dass sie sich im Stress verabschiedet hatten. Für manche war eben dieses die bequemste Trennung. Für sie nicht. Sehr oft schon hatte sie eine langsame Trennung hinter sich gebracht mit anschliessender Freundschaft. Umso weniger konnte sie begreifen, warum ihre Ex nun in diesem Stil mit ihr umging. Wahrscheinlich war es eine Projektion, die sich nicht auf sie bezogen hatte. Schlau würde sie vorläufig nicht daraus werden.
Klar: Ihre Ex war es nicht gewöhnt, denn wie ihre Exfrau schien auch sie der Meinung zu sein, wenn frau sich getrennt hatte, dass sie es mit allen Konsequenzen tun musste, da es sich um Liebe gehandelt hatte. Wie aus Liebe also eine Freundschaft machen?

Dies war jedoch nicht ihr Problem. Ihr Problem war, ihrer Ex klar zu machen, dass sie nicht so weit hätte gehen brauchen, alle Zelte abzubauen, auch die zu ihr. Denn imgrunde gab es keine Trennungsmöglichkeit in der Liebe, selbst, wenn frau sich getrennt hatte. Räumlich.

Loslassen. Woher war ihr dies bekannt? Wenn Mütter ihre Kinder losliessen, um zu einem eigenständigen Leben zu gelangen. Wenn Menschen sich trennten, die sich eins geliebt. Letzteres jedoch galt nicht für sie. Sie musste nun also nach einer anderen Erklärung suchen.

Klärung. Das war es wohl, was ihr fehlte.

===

Hatte es jeglich mit Akzeptanz zu tun?

Hier wäre sie dann auch von esoterischen Märchenerzählern verlassen.

Denn sie wusste, dass es nicht so war. Glaubte vorwiegend an ihre eigenen Märchen...

Notwendigerweise war das ganze Leben ein Spiel und die Notwendigkeit einer Unvollkommenheit bestand jeden Tag. Sonst wäre sie nicht mit den anderen auf jenem Niveau, um sich darin einfühlen zu können.

*strotz*

So verabschiedete sie sich auf ein Neues von ihrer Alten, ähm ehemaligen Affäre. :winiki:

===

Die neuen Weichen schienen gestellt.

Es hiess wieder:

Nach vorn gucken.

Sie atmete auf:

Endlich war der Finanzkram mal vom Tisch, wies schien. Nun würden sie beide wieder das haben, was sie bereits hatte, bevor sie nach Mönchengladbach gezogen war. Es hatte in der letzten Zeit zu viel zwischen ihnen gestanden und war eine grosse Belastungsprobe geworden.

Ok. Real hatte sie sich im Sommer letzten Jahres mit einem Kuss von ihrer Ex getrennt.

Ihre Ex hatte sich dann per email zu Jahresbeginn verabschiedet. Obwohl sie sicher war, dass sie noch was für sie empfand, es allerdings verdrängte, da auch sie einen Neuanfang anstrebte.

Der ungemütliche Rest war übers inet und handy erfolgt.

Warum hinkte sie nun so hinterher emotional?

Hatte es ihr doch mehr ausgemacht, als sie sich bewusst war?

Andererseits war sie fest entschlossen, Trennungen nicht mehr so in die Länge zu ziehen, das Leben war kürzer geworden und es trieb sie mehr dahin, den begonnen Neuanfang mit ihrem Schatz weiter zu leben.

Würde sich also ihre Ex nicht mehr melden zu dem Angebot einer Freundschaft, würde sie auch alles auf sich beruhen lassen.

===

Schluss mit den Tränen. Her mit dem Tach!

Sie holte nochmals kräftig aus, um sich der Gegenwärtigkeit ihres Seins bewusst zu werden.

Würde sie jemals wieder Zugang zu so etwas wie normalem Alltag finden, hätte sie einen Oscar oder dergleichen in eine Staubecke gestellt und wäre vor die Tür gegangen.

Über die Karnvalstage hatten sie sich amüsiert und der Frühling stand vor der Tür.

Woraus bemerkenswerterweise auch nichts hervorging.

Mom ruht die Literarin der Moderne in ihren Gedanken, sie macht aber sicherlich dennoch irgendwann weiter, ihr Lieben!

===

Und so überholte sie zahlreiche Trennungen und Tode, sie war sich nicht sicher, ob sie sie tatsächlich überlebt hatte. Spüren jedenfalls konnte sie sich noch.

Die Uhr tickte die Zeit zurecht.

Der Kaffee war mittlerweile, wie schon sooft, kalt geworden, dies sollte auch zum Wochenende die Temperaturen betreffen. Sie würde ebensowenig an der Einladung ihrer Mutter zum Mittag vorbeikommen, die sie zufälligerweise in der Stadt bei der Bäckerin mit ihrer Süssen angetroffen hatte, wie dass sie in der nächsten Zeit nach Köln fahren könnte. Über die Schatten ihrer unjüngsten Vergangenheit hatten sich Nebelschwaden gebildet und sie wusste noch nicht, ob dies alles, so wie es war, ok war.

Dennoch war ihr nach Tatendrang und es rief so nach Entscheidungen, um Veränderungen für ihre Zukunft zu bewirken.

Sie würde also wieder heiraten. Diesmal wäre es jedoch anders, das wusste sie.

"Schatz, ich geh wieder ins Bett" - "Jaja, ich komm gleich auch..., ich muss nur noch zu Ende denken..."

Dieses Mal dauerte es bis zum Morgengrauen, die rush-hour fing an, der Müll stand schon unten vor der Tür, die Kirchturmglocke hatte bereits geschlagen und sie würde nur noch ein Telefonat bei den Bürokraten erledigen müssen, bevor sie ihren Schatz mit einem Frühstück weckte, weil diese einen Termin in der Stadt hatte.

Und dann gings irgendwann zum Standesamt. Diese Woche etwa schon??? - Übermorgen wäre ein guter Tag. Hoffentlich musste sie nicht doch das Stammbuch von ihrer Exfrau in Köln anfordern. Eigentlich müssten die Scheidungspapiere reichen. Eigene Kinder hatte sei eh nicht. Es würde sich schon noch alles finden.

Warum sollte der Staat im Zweifelsfall ihre Rente kassieren? Warum sollte ihr Schatz nicht direkt übers Familienrecht abgesichert sein?

Warum sollte sie sich nicht trauen?

Die Gegenfrage war einfacher zu beantworten.

===

Noch schlief ihre Stadt. Es war ruhig und sie hatte genug Musse, eine Zukunft zu planen.

Sie vertrieb noch ein Weilchen die bösen Geister ihrer Schattenvergangenheit, um die Freiheit der Zukunft zu atmen.

Imgrunde war sie ziemlich durch den Wind, da ihre langjährige Freundin Nadja jetzt doch im Hospiz war.

Endgültig.

===

„Einer mußte ja schließlich damit anfangen”

(Das heutige Zitat des Tages stammt von Sophie Scholl (1921-1943), dt. Widerstandskämpferin, die am 09.05.1921, also heute genau vor 88 Jahren geboren wurde.)

Dieser Satz wollte ihr nun nicht mehr aus dem Kopf gehen, obschon sie meist so gehandelt hatte. Es war ein besonderer Satz.

Damals, als ihre einstige Freundin "damit angefangen" hatte, sie zu küssen und zu streicheln, war ihr dieser Satz jedenfalls nicht klar gewesen. Auch nicht seine Konsequenzen.

Was sie jetzt wohl machen würde? 800km von hier, irgendwo in einem ländlichen Städtchen nordöstlich von Berlin? Imgrunde interessierte sie es nicht mehr, es war alles so fürchterlich auseinandergegangen, dass sie es bis heute nicht verstanden hatte.

Sie, die Literatin der Moderne, war weggezogen zu ihrer neuen Freundin, wollte neu anfangen, wollte vergessen und nicht mehr länger unter der Situation leiden, dass sich ihre "Affäre" nicht von ihrer Frau trennen konnte, nachdem sie es nun schon 2 Jahre versucht hatte und immer wieder zurückgegangen war. Nach 1/2 Jahr, nachdem sie nun beide den Schritt gewagt hatten, sich zu trennen, wagte die Literatin der Moderne diesen weiteren Schritt, fortzuziehen. Ihre Affäre hatte daraufhin den Kontakt abgebrochen und auch innerhalb kürzester Zeit eine neue Freundin gefunden, zu der sie gezogen war. Hatte sich nun also doch nach 20 Jahren von ihrer Frau trennen können. Was war falsch daran gewesen? Warum konnte sie dies nicht aktzeptieren?

===

Sie schickte ihr eine e-mail:

Hallo, Ute,

vor 1 Jahr, war ich nochmals nach Köln zurückgefahren und wir haben uns ein letztes Mal geküsst.
Es war der Abschiedskuss, das spürte ich bereits, als ich zurück zu mir in der Bahn sass.

Für mich hat unsere räumliche Distanz unsere Probleme nicht gelöst. Ich habe sie nur beendet.
Als ich nach Rheydt zurückzog, war ich mir dessen bewusst und auch, dass eine den Anfang machen musste.

"Deshalb wage zu lieben, mit der Gewißheit zu verlieren und der Hoffnung geliebt zu werden"

Ich war mir bewusst, dass ich verlieren würde und verloren hatte: Dich.

Der Rest ist Schweigen.


===
virtuelle Referenzen, self-employed:
Alle Foren von mir von 2007-2018 existieren nicht mehr!
Nur noch:
http://www.razyboard.com/system/user_jeannette.html
(2004-2007)
So sorry!

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Re: Die Literatin der Moderne, Teil 1-8

Beitrag von Jeannette-Anna Hollmann » Sa 6. Jan 2018, 07:01

Du siehst mich an, siehst mein Gesicht,
und glaubst, Du würdest alles seh'n.
Doch meine Seele siehst Du nicht,
Du wirst mich niemals ganz versteh'n.

Du siehst nur das, was ich Dir zeige,
es dringt hinein, tief in Dein Herz.
Doch niemals das, was ich verschweige,
mein ganzes Leiden, meinen Schmerz.

Du denkst, ich würde Dir vertrauen
und hätte alles preisgegeben.
Du meinst, Du würdest mich durchschauen,
ahnst nichts von meinem wahren Leben.

Ich lache noch, wenn ich schon weine
und tief in mir die Wahrheit trage.
Du wirst nie wissen, was ich meine,
Du hörst nur das, was ich dir sage.

Meine Gedanken gleiten still,
und was ich fühle, ahnst Du nicht.
Du siehst nur, was ich zeigen will,
jedoch niemals mein wahres Ich!

(Autor unbekannt)

===


1/2 Jahr war ihr Körper versteinert gewesen nach dieser Doppel-Trennung, nichts hatte sie mehr zugelassen, alles an sich apprallen lassen, sie war tot, obwohl sie lebte, aber spürte sich nicht mehr, sie hatte sich in ihrem Klotzbau verschanzt irgendwo in Köln und unkenntlich gemacht, war nur noch abends, wenn es dunkel war, einkaufen gegangen und tagsüber sah man sie nicht, da sie die Tage nicht ertragen konnte und die Nächte zum Tag gemacht hatte.
Gut könnte sie diese Zeit wieder in sich aufleben lassen, aber sie wollte es nicht, wollte vergessen. Natürlich war ihr bekannt, dass sie in diese Situation zurückgehen musste, um sie aufzulösen. Was waren wirklich ihre Schmerzen gewesen? Warum hatte sie nicht mehr leben wollen? Was hatte sie bewogen, dennoch aufzustehen, wenngleich vorwiegend nachts? Sie wusste, dass sie in dieser Zeit kein einziger Hoffnungsschimmer begleitet hatte und dass es eine der schrecklichten Zeiten überhaupt in ihrem Leben gewesen war.

Es war schon merkwürdig gewesen und sie war sich manchmal wie eine unermüdliche Kakalake vorgekommen...

Vielleicht waren es ein paar Besuche ihren langjährigen und treuen Freundin gewesen, vielleicht eine zwischenzeitliche Affäre, vielleicht die zwei Taubenjungen auf ihrem Balkon, die sie selbst gezüchtet hatte vor selbsterwählter Einsamkeit. Jedenfalls hatte sie das Gefühl, dass sie in diesem Lebensabschnitt ihre härteste Überlebensprobe überlebt hatte.

Nun, 2 Jahre später, schloss sie das Buch dieser Zeit und fand ein Lesezeichen an der Stelle, wo sie beschlossen hatte, weiterzuleben, da man sie und ihr Gewissen ja doch nicht in Ruhe lassen würde. Zunächst war nur dieses ihr Überlebensdrang gewesen. Sie hatte eine heftige Grippe gehabt, wobei sie sich durch das Abhusten die Rippe ausgerenkt hatte, was sehr schmerzvoll war und wodurch sie monatelang nur auf der rechten Seite geschlafen hatte.
Sie klappte es zu und nahm das Lesezeichen raus. Es stand darauf: Falsch! - Offensichtlich hatte sie eine inhaltliche Korrektur nicht vorgenommen. Sie schrieb auf die Rückseite: Richtig! und begann wieder, aus der Gegenwart heraus zu schreiben. So einfach war das mit der Vergangenheit: Jene Sprünge waren möglich, die man in der Zukunft nicht so ohne Weiteres vornehmen konnte, meist stand die Realität im Weg.

===

Sicherlich...Alles war real, alles Realität.

Was, wenn ihre Ex-Affäre sie die ganze Zeit belogen hätte?

Wenn ja, warum hatte sie dies getan?

Seit längerem wusste sie dies und hatte das Spielchen mitgespielt, sie war daran interessiert, wohin ihre Ex sie nun führen wollte.

Und eigentlich auch nicht wirklich. Es gehörte ihrer Vergangenheit an, mit der sie längst abgeschlossen hatte. Lügen hatten bei ihr schon immer kurze Beine gehabt. Es war lächerlich, was sie mit ihr abgezogen hatte, fast so lächerlich, wie Köln selbst. Vieles hatte dort dörflichen Charakter, der sie von ihrer Heimatstadt aus betrachtet eher amüsiert hatte.

Der Blick nach vorne fehlte ihr. Ohne Ziele jedoch konnte sie keine erreichen. Das war eine altbekannte Tatsache.

In der Gegenwart war ihr Blick nach vorne. Einen nächsten Morgen gabs sowieso immer.

===

Männer! Es gab einfach keine richtige platonische Freundschaft mit ihnen. Immer wollten sie mehr!
So hatte sie auch ihrem neuen Bekannten, einem Düsseldorfer Fotografen sogleich wieder den Laufpass geben müssen. Schade! Sie hätte gern eine ganz normale Freundschaft gehabt, aber wies aussah, war dies wohl nicht möglich, weil sich dieser direkt in sie verguckt hatte... Ausgerechnet vorgestern Nacht war seine Mutter gestorben, nun würde er wohl doppelt traurig sein. Schicksal. Was sollte sie ihm vormachen und warum? - Er würde drüber hinwegkommen müssen.

Wenn überhaupt schien dies nur mit Schwulen möglich. Ihr langjähriger Freund war schwul, leider wohnte er in Köln, so ohne Weiteres konnte sie ihn und er sie nun nicht mehr besuchen. Zu dumm aber auch, dass sie sich in diesem kleinen, provinziellen Städtchen wieder einen neuen Freundeskreis organisieren musste...!
Die zwei Lesben, die sie kennengelernt hatte, hatten zuviel Probs mit ihrer Beziehung und eine der beiden war tierisch eifersüchtig, was sie nicht unbedingt abbekommen wollte.
Es hiess also: Weitersuchen.
Nun ja, so eilig hatte sie es auch nicht damit und Köln war nicht aus der Welt. Telefonieren war jedenfalls nicht dasselbe, wie sich zu sehen.
Die einzige Schwierigkeit, die sie hatte, war, dass sie sehr lange brauchte, warm zu werden und wählerisch war in der Neuwahl ihres Freundeskreises.

===

Sie würde nicht umhin kommen: Noch vor dem Geburtstag ihrer Mutter war ein Köln-Besuch fällig. Gleich am nächsten Morgen würde sie die Koffer packen.

Dort bei einer alten, lieben Bekannten angekommen, nahm sie ihre Schlüssel entgegen, da diese in den nächsten Tagen selbst verreisen wollte und gönnte sich erst einmal ein heisses Bad und eine leckere Tasse Senseo.

Sie guckte auf die Uhr. Früh war sie aufgebrochen, es war noch dämmerig und ihre gewohnte alte Stadt noch nicht wach. Die Beine überschlagen las sie den Kölner Stadanzeiger und dessen üblichen, oft panikmachenden Schlagzeilen.

Das Dauerwahlkampfthema nahm kein Ende in diesem Jahr, aktuell der Afghanistan-Krieg, ein paar Unfälle waren passiert, ein paar Straftaten mehr und die Wirtschaft brach mal wieder zusammen und eigentlich gabs ja gar nicht soviel Arbeitslose... Übliche Medienmanipulationen also, auf die sie auch nicht reinfiel.
Sie gönnte sich eine soap, die sie schon des Öfteren gesehen hatte, hörte noch etwas Musik und gedanklich plante sie den Tag und die Stadtteile und Cafes Kölns, wo sie sich bereits verabredet hatte und wen sie sonst noch sehen wollte.

===

Es machte einfach Spass, sich mit weltlichen Dingen zu zerstreuen, etwas Futter musste sie ihrem niederen Selbst ab und an geben. Schön, bekannte Gesichter zu sehen in ihrem Stammlokal und mit den anderen gemeinsam das 6:2 der Frauenfussballmannschafts Deutschlands zum EM-Sieg zu feiern. Viele Umarmungen und Wangenküsse, die ihr in ihrer Heimatstadt so sehr gefehlt hatten, die sonst immer so selbstverständlich gewesen waren, konnte sie nun nachholen. Endlich wieder unter wohlvertrauten FreundInnen!

Dieser kleine Ausflug in ihre Vergangenheit hatte sich tatsächlich gelohnt.

Zurück in ihrem Heimatstädtchen ging es sogleich weiter mit Feiern und es wurde ein nahtloser Übergang in ihre Gegenwart.

Die Situation hatte sich sowohl äusserlich (durch die Umstände) als auch innerlich (durch ihre Einstellung) geändert, während sie selbst für andere nicht so offensichtlich verändert war.

===

Sie war an ihrer alten Wohnung mit einer lieben Bekannten zum Trödelmarkt vorbeigestreift in dem Viertel Kölns, wo sie sich am wohlsten gefühlt hatte, hatte ihren Freund besucht und sie hatten 3 Tage ordentlich ihre Wiedersehensfreude mit den anderen zusammen gefeiert, was ihr sehr gut getan hatte. Auch ihre langjährige Freundin war da gewesen und hatte sie am späten Abend noch auf einen Cafe eingeladen in ihrer einstigen Studentenkneipe (Cafe Krümel), wo sie sich vor 27 Jahren bereits einen Kaffee gegönnt hatten.
Hatte festgestellt, dass ihre zweijährige Affäre sie belogen hatte über 1/2 Jahr damit, dass sie von Köln fortgezogen war und war von Menschenansammlungen und Tourismus im grösseren Stil verschont geblieben, da sie nicht am Kölner Hauptbahnhof ausgestiegen war.
Nachdem sie auf dem Studententrödel samstagsmorgens etwas Passendes gefunden hatte, nahm sie am Nachmittag wieder Abschied von allem und als sie wieder im Zug auf dem Rückweg sass, gingen ihr noch einige Bilder aus der Vergangenheit durch den Kopf, bis der Zug wieder in ihrer Heimatstadt eingefahren war.

Wie schön es war, ein neues zu Hause mit ihrer Geliebten gefunden zu haben. Diese wartetet schon sehnsüchtig auf dem Bahnhof, um sie abzuholen, hatte Essen vorbereitet, die Wohnung auf Vordermann gebracht in ihrer Abwesenheit und einen Rosenbund auf ihrem Tisch aufgebaut. Lange umarmten sie sich und wollten gar nicht mehr voneinander. Erst mal ein entspannendes Bad...!

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Die letzten 3 postings muss ich ändern, sorry!

Irgendwann einmal werde ich dies tun. Jetzt nicht.

Nachdem sie nun Tablettenfrei war und nach medizinischer Bestätigung nun davon ausgehen durfte, nach 23 Jahren wieder gesund zu sein, normalisierte sich allmählich wieder alles Organische in ihr. Täglich spürte sie eine natürliches Regenerieren ihrer Psyche. Je weiter weg sie die Grosstadt hinter sich liess. Kaum noch hatte sie Sehnsucht danach, mehr und mehr bekam ihre alte Heimatstadt ein Gesicht, da sie sich auch die Zeit dafür genommen hatte. Fast mitleidig guckte sie Sendungen über Köln, da sie genau wusste, was sie dort alles genervt hatte. Imgrunde war ganz Köln ein posttraumatisches Erlebnis für sie gewesen, insbesondere die letzten Jahre dort. Selten hatte es für sie dort Privatsphäre gegeben und eher waren es Massenabfertigungen in den Gastronomien gewesen. Nicht ihr Ding. Sie fragte sich nicht mehr, warum sie sich von so Vielem dort hatte blenden lassen, sie genoss einfach, dass sie es hier nicht mehr musste und sich wieder so, wie sie war, geben konnte. Dennoch war es ein Erfahrungswert und nicht alles war schlecht gewesen.

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Während die A380, von der ihr Ex-Verlobter bis 2007 die Verkabelungstechnik des Cockpits gemacht hatte, bevor er an Bauchspeicheldrüsenkrebs verstorben war, sich als deutsches Produkt im saudiarabischen Raum bewegte, kreisten ihre Gedanken um das Treffen mit dem Vermieter und ihrem Nachbarn... Würde der eher aggressive, niveaulose türkische Nachbar, welcher sie als Hure und Schlampe bezeichnet hatte und ihr gegenüber eine Morddrohung ausgesprochen hatte, ausrasten? Würde sie ausrasten? Würde es friedlich verlaufen? Fragen über Fragen....

Wahrscheinlich würde sie nicht ausrasten: Sie war schliesslich Schachspielerin, ihr Vermieter Architekt, ihre Freundin an ihrer Seite. :europa:

Sie rief den Vermieter an und sagte das Treffen ab.

Mit jemanden, der ihr gegenüber eine Morddrohung ausgesprochen hatte, würde sie sich nicht an einen Tisch setzen.

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Dieser konnte dies nur zu gut verstehen, nicht allein, weil sie sich bereits seit ihres Zeichnerinnen-Fachpraktikums vor 25 Jahren kannten, als sie ihre Zeichnerinnen-Karriere bei ihm im Architektenbüro begonnen hatte... Er war einer der wenigen Männer, der sie direkt, so wie sie redete, verstand. Dementsprechend hatte er ihrem Nachbarn ein paar Takte gesagt und dieser war nun seitdem ziemlich kleinlaut ihr gegenüber geworden. Es schien endlich Ruhe im Haus eingekehrt zu sein und die Zwischentür der Kneipe zum Treppenhaus war nun zu.

Der Geburstag ihres Onkels war vorbei und sie hatten die Nacht mit ihrer neuen Bekannten bis zum Morgen durchgeredet über Frauen, Männer, Politik und dies und das.

Egal, mit wem sie in der letzten Zeit gesprochen hatte, alle hörten sich irgendwie k.o. an und ebenso, wie allmählich das turbulente Jahr zum beginnenden Winter hin verblasste, so verblasste bei vielen die Energie.

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Ihre Kölner Freundin Anne, die Taxifahrerin, hatte sich für ein paar Tage mit ihren Hunden zu Besuch angekündigt.

Da sie sich seit 1.5 Jahren nicht gesehen hatten und diese derweil ein paar Monate bei Freundinnen in Berlin gewesen war, würden sie sich sicherlich viel zu erzählen haben und die Landluft weg von der Grosstadt würde auch ihr gut tun.

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Ein Geburtstag ganz nach ihrem Stil:

Morgens ihre Schwester aus Essen zum Frühstück, ein paar sms, e-mails und Telefonate und dann war wieder Ruhe eingekehrt. Ein leckeres Abendessen zu zweit von ihrem Schatz gekocht, Kinder waren auch versorgt. Kein Männerbesuch. Das war ihr für diesen Tag wichtig gewesen.

Sie hatten sich sehr viel über ihre letzten Jahre Köln-Vergangenheit und ihr Appartement im 8. Stock unterhalten. Eine gruselige Zeit, die sie nie mehr wieder erleben wollte.

Am 20.11. würde sie ihrem Bildhauer-Freund in Essen zum Geburtstag gratulieren, da er dies auch dieses Jahr bei ihr nicht vergessen hatte.

Rischtisch so!

Nicht Köln, sondern Essen sollte 2010 Kulturstadt sein. Sie hatten es sich redlich verdient. :yess:

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Sie klickte ihren Roman: "Paris war eine Frau" weg und überlegte einen neuen Titel. Vielleicht sollte sie alles umbenennen in "Europa" brennt. :dfbgirlieeierkuchen:

Sie würde einen Frauenstreiktag ins Leben rufen.

Wo und wann hatte sie noch nicht überlegt.

Und es wurde Nacht und es wurde Morgen.

Vielleicht war sie ja nun doch kein Bühnentyp mehr. :roll: :lol:

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Und wenn sie einfach wieder malen würde...???

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(Schade)

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(Silence)

Das müsste doch reichen. Für ihre berufliche Karriere, die zu Ende war.

Warum sollte sie sich den politischen Schmarn eigentlich antun, der in Deutschland zur Zeit abging?

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(2004-2007)
So sorry!

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